Ovids Metamorphosen V: Eine musische Herausforderung
Die Musen herauszufordern kann nicht gut gehen, oder? Das mag man sich kaum vorstellen. Wenn’s einer kann, dann Ovid.
Die Musen herauszufordern kann nicht gut gehen, oder? Das mag man sich kaum vorstellen. Wenn’s einer kann, dann Ovid.
Athene besucht die Musen und bestaunt ihre Form des Lebens. Dabei hört sie von einer merkwürdigen Geschichte, die so nur Ovid erzählt. Wir können sie aber verstehen – und mehr als 2.000 Jahren etwas über unsere musenferne Welt erfahren.
Der 22. Gesang der Homerschen Odyssee berichtet vom Freiermord. Er ist die Vorlage für Perseus Kampf gegen die Freier Andromedas, den Ovid zu Beginn des 5. Buchs der Metamorphosen schildert. Natürlich ganz anders.
Es gibt sie, die Lieblinge der Götter. Odysseus ist so einer. Und Perseus. Und ihr Geschick, das bleibt, weil es erzählt wird, für immer ein Teil unserer Geschichte.
Die Erfolgreichen, geschäftlich und privat, seien gewarnt, den Tag nicht vor dem Abend zu loben. Man schleppt aus alten Tagen eine Menge mit sich herum. Am Ende entkommt niemand sich selbst.
Das Wasser findet seinen Weg und fließt schlussendlich ins Meer. Das Leben der Sterblichen gleicht dem Wasser – sie finden alle ihr Ende im Tod ohne ihn doch zu kennen. Wie die Unterwelt aussieht, dass wissen sie nicht und wollen es auch gar nicht so genau wissen. Obwohl?! Wenn Ovid die Gelegenheit nutzt sie uns ein wenig zu skizzieren, dann hören wir doch gebannt zu.
Wozu dient der Rausch? Nicht mal dem Leben. Das Leben ist Ekstase. Und Götter dienen gar nicht. Auch nicht der Jüngste. Wer das anders sieht, der wird durchs Leben bestraft und jedenfalls in seinem Wesen verändert.
Von der eigenen Mutter und ihren Schwestern bei lebendigen Leib zerrissen - das soll das Schicksal des zweiten Thebaner-Königs gewesen sein. Pentheus sah sich von einer Macht bedroht, die er aus der Stadt verbannen wollte und die dann zurückschlug. Das ist nicht nur Mythos - das sagt auch etwas über Politik.
"Erkenne, was Du bist", hieß es am Apollontempel zu Delphi und wurde dann zum Programm von Philosophie und Ethik. Ovids Geschichte von Narziss gibt dem Ganzen eine neue Wendung. Das dürfte seit Narzisssmus, wie man hört, eine neue Volkskrankheit ist, auch jenseits der Altphilologie von Interesse sein. Ovids Narziss gibt jedenfalls zu denken.
Es gibt Dinge, die wir schon immer über Sex wissen wollten. Auch die olympischen Götter haben sich da so einige Fragen gestellt. Dabei läuft nicht immer alles rund und ohne Peinlichkeit. Vor allem dürfen die Menschen nicht in die Quere kommen.
Ein Mann geht fremd - und wie reagiert die Ehefrau? Sie sinnt auf Rache und führt ihren Gatten und seine Geliebte nochmal zusammen, damit sie’s richtig und zwar tödlich treiben. Das ist was Ovid aus dem Mythos um die Geburt des Dionysos und damit dem griechischen Lebensgefühl macht.
Vom Jäger zum Gejagten - ist das eine Verwandlung, die uns gefällt? Wohl kaum. Es wäre eine verkehrte Welt, die zeigt, wie verkehrt die Welt in Wirklichkeit ist. Aber keine Sorge, auch darüber siegt die dichterische Verwandlung.