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Viele können sich an Vieles nicht erinnern. „Ich bin gegen eine Impfpflicht“, meinte der heute amtierende Kanzler jedenfalls am 12.09.2021 – vor der Wahl. Am 07.01.2022 – nach der Wahl – hieß es dann: „Ich habe die ganze Zeit gesagt, dass ich für eine Impfpflicht bin und ich bleibe dabei.[1] Sich nicht mehr so genau zu erinnern, heißt ja nicht lügen. Sozialdemokratische Kanzler kennen keine roten Linien mehr. Erinnert er sich daran? Und was ihm Joe Biden am 07.02.2022 vor und hinter der Kamera über Nord Stream 2 gesagt hat. Jedenfalls weiß er immer noch nicht, wer den Anschlag auf die kritische Infrastruktur der Bundesrepublik geplant und ausgeführt hat. Weiß er überhaupt noch von der Sprengung? Es scheint fast nicht, denn niemand kümmert sich so recht drum.

Causa Karl Lauterbach

Aber nehmen wir die Aussetzer des Bundeskanzlers nicht so wichtig. Viele scheinen vieles nie zur Kenntnis genommen zu haben, was andere erst vergessen müssen. Wer nichts hat, muss nichts verdrängen. Nehmen wir Karl Lauterbach, sorry, Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach natürlich. Er wurde nun von einem berühmten Stanford Professor, nämlich Jay Bhattacharya, jetzt ungewöhnlich scharf kritisiert. Bhattacharya, ein zurückhaltender, liebenswürdiger Mensch, sprach davon, dass, falls die ihm zugängliche Übersetzung richtig sei, der deutsche Gesundheitsminister Lauterbach „unglaublich falsch informiert“ sei und ihm Deutschland wirklich leid täte, von einem „derart unqualifizierten“ Gesundheitsminister durch die Pandemie geführt worden zu sein.

Worum geht’s?

Lauterbach, also Prof. Dr. Dr. Lauterbach, sprach in einem Interview[2] über einen ebenfalls berühmten Stanford Kollegen von Jay Bhattacharya, nämlich John Ioannidis, und bezichtigte ihn, dass er zu gefährlichen Falschmeldungen beitrage: er sei ein „abgehalfterter Wissenschaftler, der irgendwann an einer Elite-Uni gewesen ist“ den nun aber „kein Mensch noch kennt“. Ioannidis sei „abgedriftet“ und habe die Barringthon Declaration verfasst, in der „viele Dinge“ stehen, die einfach nicht stimmen. Lassen wir mal dahingestellt, was an der Barringthon Declaration stimmt oder nicht.

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Auf der Web-Site der Charité z.B. wird John Ioannidis als „Koryphäe auf dem Gebiet der Meta-Research“ bezeichnet und ist nach wie vor einer der meist zitierten Wissenschaftler der Welt. Seine Arbeiten gelten z.T. als bahnbrechend und sind äußerst einflussreich. Er ist nicht „irgendwann an einer Elite Uni gewesen“, sondern lehrt dort immer noch als einer der angesehensten Professoren einer der besten Universitäten der Welt. Die Barringthon Declaration, die Prof. Dr. Dr. Lauterbach vom eigens für ihn eingerichteten Kölner Institut für Gesundheitsökonomie nicht so gut zu gefallen scheint, wurde weder von Ioannidis verfasst noch von ihm unterzeichnet. Na ja, man kann sich ja mal täuschen.

Und über DNA und RNA, genauer modRNA? Kann, darf sich da ein Prof. Dr. Dr., also ein medizinischer, auch täuschen? Natürlich kann und muss man auch da nicht alles wissen. Manches dagegen ist einfach „unwissenschaftlich“. Das findet jedenfalls der Kölner Experte und jetzige Gesundheitsminister. Unter großem Applaus und Gelächter hat Prof. Dr. Dr. Lauterbach im Bundestag eine Frage eines AfD Abgeordneten wie folgt beantwortet: „Ich kann Ihre Frage nicht beantworten, sie ist unwissenschaftlich.“ Ah ja, unwissenschaftliche Fragen kann man nicht beantworten, gell? Jedenfalls nicht als Prof. Dr. Dr.. Was war denn das für eine blöde Frage, die da der AfD-Abgeordnete Martin Sichert gestellt hat? War sie einfach „unwissenschaftlich“, weil er der AfD angehört. Sie lautete jedenfalls so: Wir haben Verunreinigungen nicht nur bei Cannabis, sondern auch bei den Corona-Impfstoffen, wo DNA-Verunreinigungen festgestellt worden sind. Mit Bakterien-DNA, die – sehr gefährlich – in Lipid-Nanopartikel gepackt wird, vom Immunsystem nicht erkannt wird, und in die Zellen eindringt. Was gedenkt die Bundesregierung gegen diese Verunreinigungen zu unternehmen?“

Martin Sichert bezog sich auf eine ganze Reihe von Studien die weltweit zeigen oder sagen wir vorsichtiger vermuten lassen, dass Chargen der Impfstoffe (insbesondere wohl von BionTech/Pfizer) mit gefährlicher „Fremd-DNA“ kontaminiert sind. Nun ja, wie halt immer, kann man da anderer Meinung sein: ist nicht so schlimm oder die Studien sind nicht überzeugend oder wurden komplett missverstanden oder irgendwie so was. Wie begründet nun Prof. Dr. Dr. Lauterbach die Unwissenschaftlichkeit der Frage? Er sagt: „Sie wiesen auf die Verunreinigungen in der DNA der Impfstoffe hin. Die Impfstoffe werden mit RNA hergestellt und nicht mit DNA.“ Okay, also typisch AfD, keine Ahnung, große Klappe. Populisten eben! Tosender Applaus. Danke Herr Professor!

Hmm. Also „DNA-Verunreinigungen“ bei „den Corona-Impfstoffen“ korrigiert Herr Professor zu „Verunreinigungen in der DNA der Impfstoffe“. Okay. Aber das geht natürlich gar nicht – so der Herr Prof. Dr. Dr., weil „die Impfstoffe […] mit RNA hergestellt [werden] und nicht mit DNA“. Ätsch. 

Okay. Ist das so? Was sagt denn die Zulassung? Also dort liest man was von modRNA. „Durch Immunisierung mit dem modifizierten RNA- (modRNA) Produkt BNT162b2, welches das S-Protein codiert, ist beabsichtigt, eine starke und relativ lang andauernde Produktion neutralisierender Antikörper mit hoher Virusaffinität auszulösen…“ (S. 41) Gut RNA ist also modRNA, auch das kann man schon mal verwechseln. Aber werden die Impfstoffe mit RNA bzw. modRNA hergestellt oder immunisieren sie damit? Sie bestehen aus modRNA. Sie werden mit viel Sorgfalt und Liebe, Erdgas, Kohlenstoff und vielem anderem hergestellt bestehen aber nicht aus ihnen. Aber auch das kann man in der Eile eines antifaschistischen Gegenschlags schon mal verkürzen. Hier zählt wie immer das solidarische Wohlwollen. Mit was werden sie denn nun „hergestellt“. Auch darauf geben die Zulassungsunterlagen von BionTech/Pfizer eine Antwort: „Die aktive Substanz [also die modRNA, die der Prof. Dr. Dr. kurzerhand zur RNA macht] in BNT162b2 wird durch in-vitro Transkription eines linearisierten DNA-Templates, das aus Plasmid-DNA aus transformierten Escherichia coli-Zellen produziert wird, hergestellt.“ Jetzt sind wir aber wirklich verwirrt. Die modRNA, die immunisieren soll, wird aus transformierter Bakterien DNA hergestellt. Na ja, sagen die Zulassungsunterlagen der Hersteller. Das muss ja nicht stimmen. Wollen wir tatsächlich unserem Prof. Dr. Dr. Gesundheitsminister misstrauen? Ach, das sei mehr oder weniger Standard? So geht das eben? Oh. Ich wusste das nicht, wie soll es dann Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach wissen?

Aber das muss ja nichts über DNA-Verunreinigungen sagen. Auch da hat sich der Minister in der Eile des antifaschistischen Gefechts vielleicht unglücklich ausgedrückt. Natürlich wird er wissen, wie das geht und in den Zulassungsunterlagen beschrieben wird. Ist doch „uns Klausi“, also „uns Prof. Dr. Dr. Klausi“. Verunreinigungen gibt es in Deutschland nicht – außer der AfD. Da sorgt schon das Paul-Ehrlich-Institut für, das ja dem Prof. Dr. Dr. untersteht. Die Prüfung ist über jeden Zweifel erhaben: siehe hier. Sie erfolgt effizient und unbürokratisch, nämlich durch die Hersteller selbst. In den Zulassungsunterlagen steht freilich auf Seite 21 missverständlicher Weise folgendes: „Rückstände des DNA-Templates sind eine auf den Herstellungsprozess zurückgehende Verunreinigung, die auf das linearisierte DNA-Template, das der in-vitro Transkriptionsreaktion zugefügt wird, zurückgeht.“ Halt, halt, halt. Natürlich weiß Prof. Dr. Dr. das. Er will uns nur nicht verunsichern. Weil: das wird alles abgebaut. Das liest sich in den BionTech/Pfizer Zulassungsunterlagen dann so: „Die Zuverlässigkeit des DNase-Verdauungsschritts wird als nicht vollständig nachgewiesen betrachtet, auch wenn routinemäßig Kontrollen der Verunreinigungen durch DNA-Rückstände auf dem Level der aktiven Substanz durchgeführt werden.“ War nicht von dem AfD-Abgeordneten genau danach gefragt worden, nach der Durchführung von routinemäßig Kontrollen der Verunreinigungen durch DNA-Rückstände? Nee, aber das wäre ja unwissenschaftlich und der Herr Professor Dr. Dr. kann das gar nicht verstehen. 

Im Übrigen – aber das hält unser aller Gesundheitsminister wohl auch für nicht erwähnenswert – hat man zugestimmt, dass der Produktionsprozess des „kommerziellen “Impfstoffs bei der Flächenimpfung anders erfolgt als bei dem, der den Zulassungsunterlagen zugrunde liegt. Das wird auf Seite 18ff. ganz offen zugestanden und beschrieben. Das Flugsicherungsgerät ist absolut sicher, sagt uns der Hersteller. Schau selber. Aber das, was wir ausliefern, wird natürlich anders sein – aus kommerziellen Gründen. 

Und über all das lachen unsere Abgeordneten und spenden tosenden Beifall, weil die AfD eben blöd ist und uns nur Stimmen kostet. Verstehen Sie nun Jay Bhattachary verständnisloses Kopfschütteln über so viel deutsche Professoren Weisheit?

Causa Boris Pistorius

In der Bundeswehr wird natürlich noch geimpft. Wo kämen wir denn da hin. Wir wollen schließlich kriegstauglich werden. Gibt’s dafür Gründe? So fragt wirklich nur einer, der nicht gedient hat. Aber das soll ja auch im Bundestag vorkommen. Ich weiß nicht, wie das um Martin Sichert steht, er hatte jedenfalls den Bundesminister der Verteidigung folgendes gefragt:  „Herr Minister, Sie haben gerade allen Ernstes hier behauptet, dass die Corona-Impfung vor Ansteckung und Weitergabe schützt. Wir wissen aus zahlreichen Expertisen, dass genau das nicht der Fall ist, dass die Impfung dafür nie vorgesehen war. Ich zitiere jetzt einfach mal das Ärzteblatt beispielsweise, das sagt, eine Impfung hat die Kontakte während der ersten Omikron-Welle nicht vor einer Ansteckung geschützt. Wie haben Sie sich tatsächlich mit dieser Impfung überhaupt auseinandergesetzt? Oder verordnen Sie hier den Soldaten etwas, von dem Sie nicht mal wissen, worum es sich handelt?“ Und darauf die souveräne Antwort des Feldherrn in Zivil:  „Sehr geehrter [!] Frau Präsidentin, sehr geehrter Herr Abgeordnete [!], um das noch einmal klar zu stellen: Die Covid-19 Impfung ist der effektivste Schutz vor… [hier zögert der Feldherr, wie soll er es den feldunerfahrenen Abgeordneten erklären und blickt in seine Notizen] schweren Krankheitsverläufen und vor Tod [Applaus aus dem Plenum] und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Senkung des Risikos von Ansteckung und Weiterverbreitung. Und das können Sie bestreiten. Bis zum jüngsten Tag. Daran ändert sich nichts. Dankeschön.“ Ja nu, das ist die Geste, die auf dem Schlachtfeld siegt: Männer, was brauchen wir empirische Forschung, was ich jetzt und hier sage, das gilt „bis zum jüngsten Tag“. Wir lassen uns nicht beirren durch irgendwelche Studien, die alles hin und her wenden wollen. Was ich jetzt sage, das gilt, „daran ändert sich nichts“. 

Haben das hoffentlich alle gehört, die gerade noch hektisch dabei sind, die verfahrene Situation irgendwie zu retten. Die Generaldirektorin der EMA, der Europäischen Arzneimittel Behörde, beantwortet eine Anfrage von EU-Parlamentarier z.B. wie folgt: „Sie weisen in der Tat richtigerweise darauf hin, dass Covid-19 Impfstoffe nicht dafür zugelassen wurden, um die Übertragung von einer Person auf die andere zu verhindern. Sie sind nur dafür indiziert, die geimpfte Person selbst zu schützen.“ Der Fremdschutz war und ist die Begründung für eine Impfpflicht. Gleiches gilt auch für den Schutz vor schweren Krankheitsverläufen. Die Zulassung richtete sich ausschließlich auf den Schutz vor der Infektion, also einer Erkrankung. Beide Dinge wurden erst später – jenseits der Zulassungsgründe – „hinzugefügt“. Als sich das Versprechen nicht einlösen ließ, gab man weitere. Das kann grundsätzlich schon sein, dass ein Medikament oder eine Impfung jenseits der eigentlichen Stoßrichtung weitere Vorteile bringt und die sich am Ende sogar als die vorrangigen rausstellen. Das ist freilich empirisch nicht gezeigt, hat im Gegenteil eine geringe empirische Plausibilität. Die schweren Krankheitsverläufe wurden nicht durch Impfung oder Nicht-Impfung bestimmt, sondern durch multible Vorerkrankungen. Und das „Infektions“-Geschehen zeigt(e) eher, dass Geimpfte dazu stärker beitrugen als Ungeimpfte. Gestorben wurde im Mittel über dem Sterblichkeitsalter – nämlich jenseits von 80 und mit (mehreren) schweren Vorerkrankungen. Es ließ sich durch die Impfung nicht aufhalten. Das gilt nicht „bis zum jüngsten Tag“, aber zumindest jetzt. Während das, was Sie, lieber Herr Minister erzählen, keiner Verteidigung standhält. Hier schießt wieder mal ein teurer Einkauf um die Ecke. 

Nicht die Fakten, sondern das, was wir aus ihnen machen ist das Problem

FAZ vom 07.12.2023 zu Ungereimtheiten bei der nebenwirkungsfreien COVID-19 Impfung

Jeder kann sich täuschen. Empirische Dinge gelten – anders als der Verteidigungsminister glaubt – nicht „bis zum jüngsten Tag“, sondern bis zu ihrer Widerlegung, die immer (!) möglich ist und deshalb ins Kalkül gezogen werden muss. Das ist – by the way – nicht nur Zeichen eines besonnenen Verhaltens, sondern auch ein Prinzip militärischer Strategie. Nehmen wir eine von vielen jetzt immer mehr herein strömenden Studien, die Zweifel an der COVID-19-Impfung anmelden: was das Verhältnis von gewünschter Wirkung und zum Teil dramatischen Nebenwirkungen betrifft.  Die FAZ berichtet am 07.12.2023 unter dem Titel Unerwartete Zellvorgänge nach der COVID-Impfung darüber, dass „die Technologie der mRNA-Impfstoffe […] noch recht neu“ ist und nun „Forscher bei Menschen nach der Impfung unerwartete molekulare Abläufe im Inneren der Zellen beobachtet“ hätten. Das vermuten namhafte Forscher seit langem. Sie wurden als Schwurbler, Verrückte oder Verblendete, jedenfalls gefährliche Desinformanten, die man stillstellen muss, gebrandmarkt. Die Bedenken von einst und heute müssen nicht stimmen. Aber die FAZ kann sie jetzt zumindest zur Diskussion stellen. Auch in Die Welt oder in der Berliner Zeitung liest man gelegentlich so etwas. Der Mainstream weigert sich immer noch, das zur Kenntnis zu nehmen und konstruktiv zu behandeln und gegebenenfalls zu widerlegen. Vermutlich aus guten Gründen. Sie haben sich so verrannt und daneben benommen, dass sie jetzt kaum mehr den Kopf heben können. Sie müssen sich bestätigen, wo die Bestätigung durch Tatsachen ausbleibt. Niemand will offenbar wissen, was die bei weitem dramatischere Übersterblichkeit jenseits von Corona ausgelöst hat, die wir seit Ende 2021 in vielen Ländern sehen.  

Was Übersterblichkeit? Impfversprechen, Lockdown und Maskenpflicht? Kann mich nicht mehr erinnern. Und Nord Stream was? So schlimm kann’s nicht gewesen sein. Jetzt muss auch mal gut sein. Wie gesagt: rote Linien gibt’s nicht mehr. Wir müssen jetzt auch erstmal wieder an Geld kommen. 

[1] Das können Sie hier auch nochmal nachhören.

[2] Am 13. März 2022 auf Radio Eins RBB.

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