... am besten öffentlich rechtlich.
Fakten, Fakten, Fakten. Eine Unmenge Zahlen wird jeden Tag geliefert. Z.B. vom RKI oder vom DIVI, dem Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Man kann den Zahlen trauen oder sie relativieren. Ein Softwareentwickler wollte sie erstmal richtig verstehen. Er brachte sie einfach mal zur Darstellung. Dabei zeigten sich z.B. bei der Auslastung der Intensivstationen merkwürdige Entwicklungen, die sich auch die nicht recht erklären konnten, die die Zahlen lieferten. Sie waren baff. Sei’s drum. Kann schon mal passieren.
Kritiker der Corona-Maßnahmen sahen sich bestätigt. Hier wird mit Horrorzahlen Politik gemacht. Die Auslastung der Intensivstationen scheint noch andere Gründe zu haben als das pandemische Virus.
Wer sich die aufbereiteten Zahlen ansieht, kann schon ins Zweifeln kommen. Wie gesagt, es handelt sich „nur“ um eine andere Darstellung. In einem etwas reißerischen Video eines prominenten Corona-Kritikers können Sie sich das alles mal anschauen. Das kann stimmen, kann aber auch verzerrt sein. Keine Frage. Es sind ja keine offiziellen Verlautbarungen, sondern Diskussionsanlässe …
Wer hilft einem da? Man kann ja nicht alles selbst machen. Deshalb gibt es die Öffentlich-Rechtlichen, die diese Aufgabe übernehmen und uns dabei unterstützen sollten, uns eine Meinung zu bilden. Seit Beginn der Corona-Krise gibt es deshalb sogenannte Fakten-Checker, die Falschmeldungen aufdecken und Informationen vor irrtümlicher Interpretation schützen wollen. Dagegen ist natürlich gar nichts zu sagen. Im Gegenteil, das nennt sich Journalismus. Der Gestus der wahren Wahrheit der Fakten-Checker gegenüber den bösen Lügern ist etwas störend. Aber das ist vielleicht auch Geschmackssache. Vielleicht ein bisschen merkwürdig ist, dass sie die Wahrheit fast ausschließlich bei der Regierungsmeinung finden. „Fast“? – na ja, ohne es richtig belegen zu können, würde ich meinen: eigentlich immer und mich schon wieder korrigieren und das „eigentlich“ wieder streichen. Das könnte man seltsam finden, oder?
Auch Fakten-Checker sind Menschen, auch ihnen werden gelegentlich mal Fehler unterlaufen, oder? Gut davon wurde jetzt noch nichts berichtet. Dann bräuchte es ja Fakten-Checker der Fakten-Checker und natürlich Checker für die Fakten-Checker-Fakten-Checker … Das wiederum nennt man öffentliche Diskussion der Meinungen, in der wir uns gegenseitig respektieren und nicht als Lügner verunglimpfen sollten. In der wir unterstellen sollten – und jetzt wird’s wieder philosophisch -, dass auch der andere Recht haben könnte.
Gucken wir mal auf einen dieser Fakten-Checker Angebote, nämlich den #Faktenfuchs des Bayrischen Rundfunks. Ohne Zweifel hat er einiges zurecht rücken können. Z.B. konnte er bei einigen im „Internetz“ verbreiteten Bilder oder Video-Clips zeigen, dass sie weit früher entstanden waren und sich von ganz anderen Sachverhalten ableiteten als sie insinuierten. Und natürlich wird aufgedeckt, dass eine Sprachnachricht einer AfD-Politikerin falsch ist, während über Herrn Lauterbach, der zugestanden eine Falschnachricht im Fernsehen mit dem Gestus wissenschaftlicher Objektivität verbreitete, nur festgestellt wird, dass er „meist korrekt“ sei. Bei vielem hat sich der Faktenfuchs auch … na ja, sagen wir mal getäuscht: bei der Zuverlässigkeit der PCR-Test, bei an-und-mit Corona, bei der Aussagekraft von Inzidenz-Werten und und und.
Gucken Sie sich einfach mal an, wie der Faktenfuchs mit der Darstellung der Auslastung der Intensivbetten umgeht. Ganz faktenorientiert titelt der Fuchs der Fakten: „Intensivbetten: Wie Corona-Leugner Krankenhäuser diskreditieren„. Corona-Leugner, Diskreditierung. Sind das Fakten oder Meinungen oder gar Beschimpfungen? Eigentlich hätte man sich den Artikel auch sparen können: Corona-Leugner lügen, das sagt ja schon das Wort. Also bitte. Nur Corona-Leugner leugnen das.
Wenn Sie sich jetzt die Mühe machen, den Artikel zu lesen, dann können Sie darin viel darüber lernen, wie der Fuchs mit Fakten arbeitet. Er „diskreditiert“ zunächst einmal die Beteiligten: „Eckert, den T-Online mal als “Posterboy” der „Querdenken“-Bewegung beschrieben hat, bezeichnet sich selbst als Corona-Leugner. Mit Bodo Schiffmann, einem bekannten Querdenker, ging er 2020 auf eine „Corona Info Tour“ durch mehrere deutsche Städte, um dort Falschinformationen über das Coronavirus zu verbreiten.“ Stellen Sie sich das mal vor! Der Posterboy ging auf eine Info-Tour durch mehrere deutsche Städte mit dem Ziel, „dort Falschinformationen … zu verbreiten“. Absichtlich Falsches zu sagen, das ist halt einfach Lügen. Damit hat’s der Fuchs aufgedeckt. Das ist doch Wahnsinn, oder? [Und zum Corona-Leugner Bekenntnis nur so viel: es soll ja Afro-Amerikaner geben, die sich demonstrativ N… nennen, um den Rassismus zu brandmarken. Wer vom Faktenfuchs als Corona-Leugner bezeichnet wird, der darf sich schon so nennen, um die Wahrheit des Faktenfuchses ins richtige Licht zu stellen.]
Dann wendet der Fuchs sich den Behauptungen zu. Wenn Sie das mit dem vergleichen, was z.B. im Video behauptet wird, werden Sie erstaunt feststellen, dass der Fuchs da Dinge aufgedeckt hat, die wirklich vielen im Video verborgen blieben; sie konnten das meist gar nicht sehen?!? Vielleicht ein Versionsproblem? Sei’s drum. Gucken wir uns das „Zwischenfazit“ an: die „Aussage, dass Krankenhäuser Ausgleichszahlungen erhalten würden, deren Intensivbetten zu 75 Prozent oder höher ausgelastet seien, ist falsch. Krankenhäuser können nur Ausgleichszahlungen beantragen, wenn ihr Bundesland sie auf die Liste der dafür bestimmten Krankenhäuser setzt. Dafür gibt es eine Reihe von Voraussetzungen, die maßgeblich vom Corona-Infektionsgeschehen im jeweiligen Landkreis abhängen. Mit den Ausgleichszahlungen bereichern sich Krankenhäuser nicht. Es handelt sich vielmehr um einen – teilweisen – Ersatz für entgangene Einnahmen.“ Also: Krankenhäuser bereichern sich nicht. Sie bekommen das Geld auch nicht automatisch. Sie bekommen es auf Antrag und zwar genau unter den Bedingungen, die im Video genannt sind. Dass sie Geld bekommen wird auch gar nicht bestritten (oder sollte ich sagen: geleugnet?). Wäre doch schön gewesen, wenn der Faktenfuchs ein paar Fakten geliefert hätte, also z.B. den Nachweis, das eine signifikante Zahl der Krankenhäuser das Geld nicht beantragt oder die beantragte Ausgleichszahlung nicht bekommen hat. Die erstaunliche Korrelation zwischen bereitgestellten Betten und der Auslastungskennzahl, die die Antragsbedingung ist, wird vom Fuchs nicht gecheckt oder gar erklärt.
Der grundsätzliche Rückgang der Intensivbetten durch eine andere Zählung und andere Gründe, die den Faktenfuchs im dritten Drittel beschäftigt, hat mit dem Argument gar nichts zu tun und wurde auch nicht thematisiert. Dafür äußert er sich auch nicht zu den Corona-Fall-Zahlen, die im Video eine wichtige Rolle spielen: dem Anteil der Corona-Patienten auf Intensivstationen und den kreisweiten Todeszahlen. Ist das dem Faktenfuchs einfach zu blöd, halt Leugner-Lügen, oder bestätigt sein Schweigen die Zahlen. Das wäre natürlich merkwürdig.
Also, was will ich sagen? Nicht dass der Software-Entwickler alles richtig gemacht oder Eckert Recht hat. Ich sehe, dass sich da Leute Gedanken machen und darüber diskutieren wollen, weil es Grundrechtseinschränkungen betrifft und in eine Krise nicht abzusehenden Ausmaßes geführt hat. Diese Diskussion wird von solchen Füchsen nicht gefördert, sondern für unnötig „erklärt“. Was sie sagen, sind Fakten, keine Meinungen. Was andere sagen, sind keine Meinungen, sondern Lügen. Bereits der Gestus riecht nach „Orwell“. Aber Füchse sollen ja durchaus streng riechen. Mir behagt dieser Geruch nicht.
Wenn Ihnen das gefällt, dann finden Sie bei den Öffentlich-Rechtlichen ein reiches Angebot. Wie sollte es nicht. Sie sind doch kein Wissenschaftsleugner oder eine -leugnerin.
Hier das Video des „Posterboys“
Und natürlich der Faktencheck durch den Faktenfuchs von BR24
Übrigens hat DIE WELT beim RKI um Stellungnahme zu den Ergebnissen des Software-Entwicklers gebeten. Das RKI konnte (oder wollte?) keine geben und verwies auf den Faktenfuchs! Das findet DIE WELT seltsam, so seltsam wie den Faktenfuchs. Sie kritisiert unlauteres Vorgehen (keine Rücksprache mit dem Entwickler) und journalistische Entgleisungen: „Offenbar erwartet beim RKI niemand mehr, dass noch jemand recherchiert und etwa beim Urheber nachfragt. Stattdessen genügen sogenannte Faktenfuchser, die statt Recherche eine Kampagne zur Diskreditierung kritischer Einwände starten. Wer will schon Bergamo? Die Frage ist berechtigt. Aber eine Pandemiepolitik, die an der Aufklärung ihrer eigenen Datengrundlage kein Interesse hat, kann auch niemand wollen.“
Öffentlich-rechtlich und dann eine Diskreditierungskampagne? Das kann doch gar nicht sein. Da täuscht sich die Welt.