Es gibt außergewöhnliche Geschehnisse, die uns aus dem Alltag und seinen Gewohnheiten heraus reißen. Sie können uns schrecken oder anregen. Alles kommt darauf an, dass wir wieder ins „wahre“ Leben zurück finden. Das gelingt nicht immer. Sie sind dann wie ein aus einem Notizbuch „herausgerissenes Blatt, belebt von allerhand Einfällen und Gedanken, aber mumifiziert, wie alles aus dem Zusammenhang Gerissene wird, und voll von jener Tyrannis des nun ewig so Stehenbleibenden, die den unheimlichen Reiz lebender Bilder ausmacht, als hätte das Leben plötzlich ein Schlafmittel erhalten, und nun steht es da, steif, voll Verbindung in sich, scharf begrenzt und doch ungeheuer sinnlos im Ganzen.“ Das ist die Erfahrung, die viele in den letzten zwei Jahren gemacht haben und nun ihr Lebensgefühl prägt.
Musils Held erlebt Abende mit seiner gelegentlichen Geliebten so, die einem völlig anderem Milieu entstammt und mit der er sich deshalb in der Öffentlichkeit nicht gerne zeigt. Sie ist Sängerin in einem Etablissement und erfüllt gelegentlich auch andere Wünsche ihrer Zuhörer: „Freilich wenn man es durchaus Prostitution nennen will, wenn ein Mensch nicht, wie es üblich ist, seine ganze Person für Geld hergibt, sondern nur seinen Körper, so betrieb Leona gelegentlich Prostitution.“ Die ganze Person wird natürlich auch, „wie es üblich ist“, für andere „Werte“ hergegeben.