Etwas Großes zu machen, das heißt für viele, dass andere etwas machen sollen. „Es ist Zeit, daß etwas geschieht“ sagen alle und meinen meist alle Anderen. Andererseits sagen sie in der Tonart einer großen Überzeugung, dass es „ja heute doch keine großen Leistungen und keine großen Männer mehr“ gebe – kakanisch umfasst das natürlich auch die Frauen. Man habe in der Chirurgie mächtige Fortschritte, sagen die Chirurgen, aber die übrige Naturforschung hätte dazu leider wenig beigetragen. Die Naturforscher glauben dass die Naturforschung zu so viel Guten die Grundlage gebe, die Dichter und Künstler aber keine Perspektive gäben, die aus der grauen Gegenwart in eine leuchtende Zukunft weise, die sich wiederum von den Theologen und Philosophen im Stich gelassen sähen. Die Theologen freilich sind fest davon überzeugt, dass „die Theologie heute irgendwie weiter als zu Christi Zeit“ gekommen sei.
„Ich fürchte man muss sagen, daß ein jeder Mensch im besonderen und mit sich gerade noch zufrieden ist, aber im allgemeinen ist ihm aus irgend einem universalen Grund in seiner Haut nicht wohl, und es scheint, daß die Parallelaktion dazu bestimmt ist, das an den Tag zu bringen.“ Man mag hier an den berühmten Anfang von René Descartes Discours de la méthode von 1637denken, wo es heißt: „Der gesunde Verstand ist die bestverteilte Sache der Welt, denn jedermann meint, damit so gut versehen zu sein, daß selbst diejenigen, die in allen übrigen Dingen sehr schwer zu befriedigen sind, doch gewöhnlich nicht mehr Verstand haben wollen, als sie wirklich haben.“[1] Niemand glaubt sich fürs gute Leben zu blöd. Unmündig sind immer die anderen, die aber richtig.
Die Kritik, der Fortschritt werde durch Ideenlosigkeit behindert, geht mit Kritik an den vorherrschenden Ideen einher. Man müsse irgendwie „Zurück zu …!“ „Merkwürdig viele Menschen“ meinen nämlich, „daß die Welt in früheren Zeiten auf einem besseren Punkt gewesen sei als jetzt, zu dem sie die Parallelaktion bloß zurückzuführen brauchte. Wenn ich von dem noch verständlichen Verlangen ‚Zurück zum Glauben‘ absehe, so ist auch ein Zurück zum Barock, zur Gotik, zum Naturzustand, zu Goethe vertreten, zum deutschen Recht, zur Sittenreinheit und etliches andere“.
In der Geschichte gibt es allerdings kein Zurück. Traditionen, die eigens bewahrt werden müssen, sind bereits und zwar auf immer verloren. Die Formel „Zurück zu …“ bekundet nur das phantasielose Eingeständnis, dass einiges von dem, was der Geschichte im Ganzen nicht standhielt, isoliert betrachtet, als schön und gut beurteilt werden kann.
[1] Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les science (dt: Abhandlung über die Methode des richtigen Verstandesgebrauchs, 1961, S. 3)