Ein melancholischer Sieger

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Für Michael H.
– zum 55.

Erzengel (1665/68), von Batholomé Esteban Murillo (1817-1682), Kunsthistorisches Museum Wien

Ein Erzengel im Kampf. Er wirkt androgyn und melancholisch versonnen. Er scheint sich seines Sieges nicht recht zu freuen. Sein Erzengel, der heute heute im Kunsthistorischen Museum Wiens wirkt, ist typisch für Bartolomé Esteban Murillo (1617-1682), einem spanischen Maler, der von unten kommt und das Oben von daher begreift. Er gilt neben Diego Velazquez als einer der bedeutendsten Maler der sogenannte Goldenen Zeit Spaniens oder des Barock. Murillo zeigt uns Michael nicht triumphierend, sondern mitleidig erstaunt, dass ein Kampf – gegen Irrtum und „Unglauben“ – überhaupt Not tut. Sein rechter Fuß tippt den am Boden sich ängstlich Krümmenden mehr zum „Aufwachen“ und „Aufstehen“ an als dass sich darin der Sieger in einer selbstgefälligen Siegerpose zum Besten gibt. Sein Schwert, so etwas wie ein (Laser-)Strahlenschwert, schwingt „er“ nicht wie eine schreckliche Waffe, er trägt es vielmehr wie eine Fackel des Geistes heran. Besänftigend und fast liebevoll scheint die Geste der Linken Hand, die Auferstehung des ins Dunkel Gefallenen herbeirufen zu wollen: Fürchte Dich nicht!

Ist es nicht traurig, dass dieser Kampf geführt werden muss und die Wahrheit für viele in den Mühen des Lebens Verstrickte so furchtbar und schmerzlich ist?!

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