Die Gefährlichkeit von Pandemien zeigt sich in der Übersterblichkeit, die sie verursachen. 2020 mit der COVID-19 Pandemie zeigte sich die meist zeitlich begrenzt in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt.
Deutschland: Winter 20/21 stärkster Ausschlag, dann typischer Verlauf, kurzzeitige Untersterblichkeit, da die vulnerablen Gruppen vorher besonders betroffen waren. Aber dann steigt, trotz Impfung und weniger gefährlichen Varianten die Übersterblichkeit wieder an. Insgesamt bleibt sie hoch, bis sehr hoch: Ende 2023 (!) meist über 10%!
Bulgarien: Auch hier der stärkste Ausschlag im Winter 20/21, dann typischer Verlauf. Das wiederholt sich noch zwei Mal. Dann aber sinkt die Übersterblichkeit signifikant seit März 2022 und bleibt auf Normalniveau (= leichte Schwankungen zwischen leichter Über- und Untersterblichkeit).
Wir sehen nun in einer Vielzahl von Ländern eine hohe Übersterblichkeit seit 2021/22 insbesondere in der Altersgruppe (20-55), die nicht zu der vulnerablen Gruppe gezählt wird. Wie erklärt sich das und wie erklären sich der erheblichen Unterschiede in verschiedenen Ländern?
Betrachten wir einfach mal mehr oder weniger typische Länder:
links solche mit auffälliger Übersterblichkeit, rechts mit vergleichsweise „normaler“ Entwicklung.
USA: wieder Winter 20/21 stärkster Ausschlag, dann deutlicher (typischer) Rückgang (vulnerablen Gruppen waren vorher besonders betroffen). Dann aber steigt, trotz Impfung und weniger gefährlichen Varianten die Übersterblichkeit wieder an, fällt (typischer Weise im Frühjahr 2022 wieder ab, bleibt dann aber insgesamt bis Ende 2023 auf hohem Niveau (zwischen 10 und 20%) – ohne dass dies auf COVID-19 zurückgeführt werden könnte.
Albanien: Vergleichen wir das – zugegeben etwas willkürlich – mit Albanien. Der stärkste Ausschlag auch hier im Winter 20/21, dann durchaus typischer Verlauf mit Anstieg im Winter 21/22.Aber dann sinkt die Übersterblichkeit signifikant seit März 2022. Die Untersterblichkeit erklärt sich m.W. schulmäßig durch die vorausgehende Übersterblichkeit (harvesting effect). Vor allem aber sehen wir keine gleichsam chronische Übersterblichkeit zwischen 10 und 20%!
Hier einige Muster-Länder der COVID-19 Pandemie-Bekämpfung: Israel, New Zealand, Japan, Portugal und Südkorea
Hier andere, weniger als Vorbild gelobte Länder: Tschechien, Rumänien, Ungarn, Russland und Südafrika
Während der Pandemie wurde gelegentlich auch der Vergleich der nordischen Länder gezogen: Norwegen, Finnland und Schweden. Gucken wir uns die Übersterblichkeit der Länder mal an:
Man könnte vielleicht sagen: keine großen Unterschiede?! Das wäre zum dem, was damit von den Schweden-Kritikern gezeigt werden sollte schon eine Auffälligkeit. Aber legen wir die Graphen mal übereinander:
Nun, Schweden sieht da gar nicht so schlecht aus… man gucke nur auf das Musterländle Finnland, oh, oh, oh. Allerdings auch da eine durchaus auffällige Übersterblichkeit in 2022/23, die wohl nicht mehr auf COVID-19 zurückgeführt werden kann.
Was schließen wir aus all dem? Keine Ahnung, nur eine Vermutung. Mich wundert allerdings sehr, dass darüber keine öffentliche Diskussion stattfindet. Die kurzzeitige (!), relativ normale Übersterblichkeit in Bergamo und New York waren mediales Dauerthema und haben – wie jetzt eingeräumt wird – zu überzogenen Interpretationen geführt. Die andauernde Übersterblichkeit in vielen Ländern dagegen wird zwar nicht bestritten, aber … weitgehend ignoriert. Während an COVID-19 insbesondere Alte mit mehrfachen Vorerkrankungen gestorben sind (Durchschnittsalter über 80), sind es nun vor allem weit jüngere Menschen in der Altersgruppe 25-55, die von der Übersterblichkeit besonders betroffen sind. Gibt es dafür eine Erklärung? Ich würde drum bitten!