Vor Nebenwirkungen sei gewarnt – Lesen empört

Lesedauer 4 Minuten

Ich las sie lange, lange Jahre, das tat man als Linker so. Es gab zwar eine bundesweite Ausgabe, aber die bestand eigentlich nur darin, dass man den Frankfurter Teil wegließ. Der Preis blieb natürlich gleich. Dass man insgesamt für weniger mehr bezahlte, das zeigte nur, wie ernst man es meinte. Die Rede ist von der Frankfurter Rundschau, die FR. Irgendwann war es mir dann einfach zu viel. Das Abo wurde gekündigt und beim gelegentlichen Reingucken geschmunzelt: irgendwie dann doch eher was Halbes als was Ganzes. Inzwischen gab’s dann ja auch die links-grüne TAZ. Ja, doch, die TAZ war mal links und die FR auch. Jetzt sind sie beide rinks wie Rheinmetall, Impfpflicht, Nato, Klimaverschwörung und Socialmediakontrollbehörde. Oder schreibt man rinkz mit z wie Zensur? Nein, das wäre ja lechtz, oder?

Na jedenfalls hat man sich stark gemacht für den Lockdown, gegen Covidioten und für deren Zwangsimpfung. Erst Pfizer, dann Rheinmetall, aber immer solidarisch. Und nun? Was muss ich lesen, in der FR?! Jetzt soll die Pharmaindustrie enteignet werden? Wie undankbar die Linke, äh Rinkse, doch ist. Unter dem Titel Nach Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie besser nicht liest man bei der FR vom 16.01.2024 nun: „Der Pharmaindustrie ist man ausgeliefert. Sogar Regierungen sind ihr ausgeliefert und gehen in die Knie“ – müsste es nicht eigentlich heißen „auf die Knie“? Von Erpressung ist dort zu lesen, von „Impfstoffen zu Mondpreisen“, von „Kaufverträgen mit Geheimhaltungsklauseln über Lieferbedingungen und Preisgestaltung“. Die Hersteller, also die Pharma-Industrie, werden „von jeder Haftung frei“ gestellt, „falls es zu unerwünschten Wirkungen kommt. Es ist ein Leichtes für Pharmaunternehmen, die Gesundheitspolitik ganzer Staaten zu beeinflussen.

Na ja, natürlich war davon – in lrinken Medien – schon vor 2020 zu lesen. Man sprach von Pharma-Mafia. Aber 2020 wurde das ja ganz anders. Da gab es die moralische Verwandlung: die Pandemie machte Big Pharma zu philanthropischen Wohltätern. Nichts war Big Pharma wichtiger als die Menschheit zu retten. Dazu gehörte natürlich auch die Covidioten zu kriminalisieren. Fürs eine hatte man seine Forschungslabors und seine PR, fürs andere willige lrinks-Medien. Und nu? Nun lesen wir plötzlich wieder von „erfundene[n] Krankheiten („Disease Mongering“)“, „intransparente[r] Lobbyarbeit, illegale[n] Preisabsprachen, irreführende[r] Werbung“: „Die Liste der Tricks und Täuschungen könnte“, so liest man jetzt tatsächlich in der FR, wurden die vom Querfunk aufgekauft oder von Putin unterwandert?, die Liste könnte „beliebig verlängert werden. Aber es kommt noch schlimmer. Manipulation oder Unterdrückung von Studiendaten, gekaufte Wissenschaftler:innen, Erpressung, Verleumdung und Menschenversuche mit katastrophalem Ausgang: Es gibt wohl kaum ein Verbrechen, dessen sich die Pharmaindustrie weltweit noch nicht schuldig gemacht hat.“ Auch unverdächtige Instanzen sprechen – laut FR – davon, dass „zwei Drittel aller Pharmafirmen von Wirtschaftskriminalität betroffen“ sind.

Und dann kommen die Beweise: „Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline war zwischen 2003 und 2016 allein in den USA mit 27 verlorenen Prozessen und fast zehn Milliarden Dollar Strafzahlungen Spitzenreiter bei den Verurteilungen in Verfahren um überhöhte Preise, Zulassungsverstöße, Schmiergelder, irreführende Werbung, Verschweigen negativer Untersuchungsergebnisse, Umweltverschmutzung, Bestechung, Steuerbetrug und Insidergeschäften.“ Ui, das gibt es wirklich? Und sogar deutsche Firmen – genannt werden Bayer und Boehringer Ingelheim – gehören dazu!? Unfassbar. Aber: Big Pharma ist so big, dass ihnen die Strafzahlungen sonst wo vorbeigehen – so die FR!

Nun könnte man die FR fast loben. Aber halt: fehlt da nicht einer, nämlich das Unternehmen, das weltweit die höchsten Strafzahlungen leisten musste? Na ja, ist der FR halt durchgerutscht. Und die genannten Bedingungen, kennen wir die nicht irgendwoher? Pfui, zehr verdächtig, dass man da bei der FR nichts hört. Wie würden Sie das nennen? Ärmlich, erbärmlich, abstoßend?

Man muss die FR aber auch verstehen. Nun hat man sich zwei Jahre lang dafür hergegeben für all das zu werben und gehetzt zu fordern, dass wirklich alle alle alle … und nun, kann man ja auch mal über den Tellerrand hinausschauend ins unverbindlich Allgemeine gehen: die Welt ist schlecht, was will man dran machen? Ach ja doch, man könnte enteignen, oder? Das ist bestimmt mehrheitsfähig. Hauptsache man hat’s halt mal gesagt.

Wohlgemerkt: Aspirin wirkt, wie immer man Bayer findet. Und so kann auch manches von dem, Großkriminelle vertickern, wirksam sein – aber muss man wirklich alles, was man weiß wegwerfen, um zu zeigen, dass man brav auf Linie ist? Muss man Kritiker zu gemeingefährlichen Idioten machen, nur weil sie mit Blick auf die kriminelle Energie mancher Akteure, lieber mal zur Vorsicht mahnen? Ja, weil wer so was sagt, ist ja rechtsradikal und antisemitisch – wenn er nicht grade für die FR schreibt und den interessantesten „Player“ vergisst.

Irgendwann wird die FR auch wieder über Nazis in der Ukraine schreiben – aber natürlich nicht von ASOW, denn die sind ja längst integriert …

Aber bitte nichts über die Übersterblichkeit seit 2021 schreiben! Da müsst, Genossen, ihr noch stark bleiben, das ignorieren wir bis die Andern wieder dran sind und vielleicht könnt’ ihr es ja bald wieder auf Trump schieben … 

Schreibe einen Kommentar