Zweifellos hat Musil seinem Roman einen wirkungsmächtigen Titel gegeben. „Mann ohne Eigenschaften“, das wird sofort als ein zeitdiagnostischer Ausdruck verstanden, ein bon mot über die moderne Zeit und ihren Typ „Mann“. Was aber ist ein „Mann ohne Eigenschaften“ nun genau? „Nichts. Eben nichts ist das!“ Jedenfalls ist das historisch Besondere der modernen Gesellschaft in ihr nichts Besonderes mehr: „Das gibt es heute in Millionen.“
Nicht dass ein „Mann ohne Eigenschaften“ nicht zahllose Eigenschaften hätte, aber keine bestimmt ihn. Man kann von ihm alles Mögliche sagen, aber nichts davon charakterisiert ihn wesentlich. Alle seine Attribute sind akzidentiell. [1] Obwohl er besonnen und draufgängerisch sein kann, ist er weder ein besonnener Mann, noch ein Draufgänger. „Wenn er zornig ist, lacht etwas in ihm. Wenn er traurig ist, bereitet er etwas vor. Wenn er von etwas gerührt wird, lehnt er es ab.“ Er trägt Charakterzüge, hat aber keinen Charakter. Man sprach von „Charaktermasken“ und man sieht sie zeitgleich um 1913 auf den Bildern von August Macke als „kopflose“ Passanten.
Der „Mann ohne Eigenschaften“ ist einer von vielen, vergesellschaftet und ohne natürliche Bestimmung. „Das ist der Menschenschlag, den die Gegenwart hervorgebracht hat!“: „Nichts ist für ihn fest. Alles ist verwandlungsfähig“ und was schließlich gilt, bestimmt nicht er, sondern die Umstände.