Seit Wochen laufen sie, die Proteste in Frankreich. Gegen die Rentenreform, die soziale Ungleichheit, Diskriminierung – aber ich weiß das alles gar nicht so genau. Die Qualitätsmedien müssen berichten – natürlich zurückhaltend, man will kein Öl ins Feuer schütten und keine Ampeln außer Funktion setzen. Also keine Brennpunkte und Sondersendungen. Wenn darüber berichtet wird, dann mit dem Unterton, es handele sich um kriminelle Machenschaften und Jugendentgleisungen. Also spricht man von Krawallen, von Randale, Ausschreitungen und Plünderungen. Die gibt es sicherlich – und nicht alles ist politisch.
Wie wäre es, wenn das nicht in Paris, Lyon, Bordeaux, Marseille und vielen anderen Städten Frankreichs stattfände, sondern ähnliches von St. Petersburg oder gar von Moskau zu berichten wäre. Gäbe es da einen Brennpunkt und Sondersendungen, die das lange erwartete Ende der Putin-Diktatur voraussagen würden? Nein, bestimmt nicht. Unsere Qualitätsmedien würden ruhig, abgewogen und verlässlich berichten. So hatten sie das schon aus Belarus und 2014 aus der Ukraine getan. Sie würden über die Sache so kühl und distanziert berichten wie über den „Putsch“ der Wagner-Soldateska, ich glaube, das war sogar der Beginn eines Bürgerkriegs! Ca. 1.500, der 25.000 Wagnerianer waren auf dem Weg nach Moskau, weil sie sich von der russischen Militärführung und dem russischen Verteidigungsministerium benachteiligt fühlen. Kann man – ohne das ich irgendwas Verlässliches weiß! – irgendwie nachvollziehen. Wie viele Bauern waren schon mit ihren Treckern auf dem Weg nach Brüssel, Den Haag oder Berlin? Zehntausende. Das waren natürlich keine Putschversuche, eher lästige Unwillensbekundigungen gegen das Unvermeidliche … Alles ganz normales Business – „gute“ Regierungen müssen halt auch mit Widerstand rechnen. Und manchmal wird’s übertrieben – wie jetzt seit Wochen in Frankreich. Und vieles davon ist ja auch rechtsradikal – aber das wird nicht so groß rausgetrötet, denn der Großteil des „Unmuts“ hat noch mit einem anderen Phänomen zu tun, dem Fachkräftemangel, glaube ich, und der Förderung der Diversität in den Banlieues, der man sich natürlich verschrieben hat. Nur doof, dass die Geförderten das nicht verstehen, sie müssen halt noch qualitätsmedial gefördert werden. Inzwischen warten wir auf einen Brennpunkt aus dem Osten – oder zur Hitze. Irgendwann wird’s ja bestimmt mal über 30 Grad Celsius werden.
Ach so, die Proteste heute Nacht waren nicht mehr so schlimm wie die in den vorausgehenden – war jetzt qualitätsmedial zu vernehmen. Das hätte man von Russland oder Belarus nie berichten können. Siehste. Das ist doch bei uns alles nicht so schlimm. Da kehrt schon wieder Vernunft ein – anders als in Russland. Auch im thüringischen Sonneberg muss man mit dem Schlimmsten rechnen und brennpunkten.