The House of WireCards

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Die Zahlen sprachen ja eigentlich für sich. Passiert ist nichts. In Qualitätsmedien wurde immer wieder gewarnt, die Blase platzt, das Ding sei einfach unseriös. Die Rede ist von WireCard. Das hat die Kanzlerin nicht gehindert noch auf Ihrem letzten China-Besuch dafür zu werben. Warum? Die zuständige Bundesbehörde hat die Zahlen einfach anders interpretiert. Ich meine die BaFin, also die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, die dem Ministerium für Finanzen zugeordnet ist und dem ein Manager-Minister vorsteht, der vor Bazookas nicht zurückschreckt. Kleine Unzulänglichkeiten können immer mal passieren. Verluste? Irgendwas um 1,9 Milliarden. Die Opfer werden sich an das Wort des Ministers für Gesundheit erinnern: „wir werden einander viel verzeihen müssen“.

We want our money back, Amigos 

Ein Einzelfall? Nun ja, wenn man mal von Hypo Alpe Adria absieht. Da ging in Österreich und im benachbarten Bayern einiges schief. Der Aufsichtsrat der BayernLB – viel Prominenz versteht sich – hatte das alles gut beaufsichtigt. Ergebnis: irgendwas um die 5 Mrd. Verlust. Natürlich steuerlich abgesichert. Der damalige Finanzminster Bayerns, ein gewisser Markus Söder, hat den Spruch rausgehauen, an den wir uns in solchen Fällen halten sollten: „We want our money back.

Zufall Bankenkrise

Gut, bei der Finanzkrise ist das überhaupt schwierig zu berechnen. Auch da wurde im Vorfeld in den Qualitätsmedien viel geunkt – von der Stänkerei linksradikaler Verschwörungstheoretiker mal ganz zu schweigen. Wir vertrauen unseren Finanzmärkten hieß es da von der Politik. Viele kennen sich da gut aus, sie sind ja gut „vernetzt“. Und da Vertrauen gut, aber Kontrolle besser ist, gibt es ja die Bankenaufsicht – das teilen sich in Deutschland die schon genannte BaFin (von deren Erfolgen oben schon berichtet wurde) und die Deutsche Bundesbank. Nun ja, war trotz Aufsicht halt nicht zu verhindern. Hinterher ist man immer schlauer – weil vorher isses Verschwörungstheorie. 

Bescheuert gelaufen

Und der Dieselskandal? Auch da gibt’s zuständige Bundesbehörden (die Bundesbehörde für Straßen- und Verkehrssicherheit und das Kraftfahr-Bundesamt) und ein natürlich Ministerium mit einem kundigen Minister. Der Skandal hat dann alle überrascht. Eigentlich ganz Deutschland. Die US Behörden sind dem stur nachgegangen, es waren ja deutsche Autos. Die deutschen Behörden waren da objektiver. Wer da einen Einfluss der Autoindustrie sehen möchte, also wirklich, das wäre Verschwörungstheorie. Lobbyismus ist ein kostenloser Informationsdienst, den die Industrie gerne des Gemeinwohls wegen leistet.

Es könnte schon sein – irgendwie

Und jetzt sind es wieder kritische Zahlen, die behördlich gewürdigt werden müssen. Testzahlen, Infektionszahlen genannt, eben alles rund um Corona. Die Behörde, das RKI, und das Gesundheitsministerium meistern die Lage und haben unser Vertrauen. Die haben aus den Erfahrungen gelernt, die sie 2008/9 mit der Schweinegrippe machen mussten. Da gab es Experten, die waren irgendwie auf Abwegen und man selbst war natürlich übervorsichtig. Ist ja verständlich. Einmal gut, zweimal blöd. Deshalb haben sie das jetzt bestimmt besser im Griff. Die Experten von damals – wie hieß der eine so sympathische vom Prenzlauer Berg oder so noch mal? Chrissi Droh oder so ähnlich? Der ist ja jetzt als gebranntes Kind bestimmt zurückhaltend und wird geschützt … Alle haben aus den Erfahrungen unglaublich viel gelernt. Fehlerkultur eben. Einfach Fortschritt. Deshalb können wir unseren Behörden vertrauen und müssen nicht irgendwie querdenken. „Flatten the curve“, gut, ist glaub’ ich erreicht. R-Wert, zunächst falsch berechnet, aber inzwischen nicht mehr so wichtig. Die „positiv Getesteten“ sind keine Erkrankten, na ja, das war ein Missverständnis, das nur die Qualitätsmedien und die Faktenchecker noch nicht erreicht hat. Und die Sentinel Zahlen? SARS-CoV2 seit Wochen 0, also null. Natrülcih nur eine Momentaufnahme, ein irreführender Ausschnitt. Die Hospitalisierungen können wieder ansteigen! Die Todeszahlen auch. Die Überlastung des Gesundheitssystems ist weiterhin möglich und die zweite Welle sowieso. Auch Marsmenschen sind noch nicht wiederlegt. Also lieber mal Vorsicht, sagen unsere Experten. Und der Gesundheitsminister. Was hatte der eigentlich vorher beruflich gemacht? Pharma-Lobbyismus? Bestimmt eine Verschwörungstheorie, die die TAZler noch entlarven. Die 40 Millionen pro Woche für die Tests sind einfach gut angelegt – bei wem noch mal? Ach, ja, den Hoffnungsträgern, der Pharmaindustrie. Wollte die die Linke nicht mal verstaatlichen? Aber das ist lange her und wäre jetzt echt kontraproduktiv für die Entwicklung des Impfstoffs.  

Das Original

The House of Cards soll ja eine erfolgreiche Serie sein. Ich bin da nicht so drin. Die Realität ist freilich viel spannender. Gut auch etwas teurer. House of Cards hat ein geschätztes Season-Budget von 60 Millionen Dollar. Das ist echt günstig. Allein eine Million Tests die Woche wie diese und die letzte sind bei 39,40 Euro pro Test fast 40 Millionen. Also zwei Wochen und eine ganze Staffel ist finanziert. Diesel, Finanzkrise, Hypo Alpe Adria und Wirecard noch gar nicht berücksichtigt. Und die 750 Milliarden für die Corona-Krise auch nicht. Und noch ein kleiner Unterschied. Die 60 Millionen, die eine Staffel House of Cards kosten, werden von Netflix schnell wieder reingespielt. In der Realität ergeben sich dagegen erstmal geschätzte Steuereinbußen von 53 Milliarden Euro. Aber Steuererhöhungen wird es nicht geben. Das war ja versprochen. Bis wann eigentlich? Und die Impfpflicht auch nicht. Das machen wir freiwillig – wenn die Impfung denn irgendwann kommt.

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