Was hätte ich eigentlich gemacht …

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Viele haben vermutlich einfach nur zugeguckt. Jedenfalls galt das für mich. Es war erstaunlich, was da geschah, hatte aber nicht wirklich etwas mit mir zu tun. 

Wissen wir also lieber Leser, liebe Leserin im Westen, was wir getan hätten, wenn wir nicht in West-, sondern in Ostberlin, nicht in Nürnberg, sondern Leipzig, nicht in Hamburg, sondern in Dresden gelebt hätten? 

Sie sagen jetzt, dass sich der Vergleich verbietet? Welcher Vergleich? Ich habe doch gar nicht verglichen? Ich frage nur, wie ich, wie wir, damals gehandelt hätten. 1989 oder 1938. Wieder ein verbotener Vergleich? Aber wieder vergleiche ich 1989 nicht mit 1938 und auch nicht mit heute. Ich frage nur, wie hätte ich – hätte ich damals handeln können oder müssen – gehandelt. Traue ich es mir zu, dass ich mich den jeweiligen Mainstream-Medien hätte entziehen und mich gegen gesetzliche Verordnungen hätte stellen können? Wäre ich z.B. Kollegen und Nachbarn gegen den staatlich-gesellschaftlichen Druck beigesprungen? Hätten wir am Ende sogar den Anfängen gewehrt wie wir das im Geschichtsunterricht doch gehofft haben?

Ich könnte auch anders fragen: glauben wir, dass wir das Milgram Experiment abgebrochen und die Stromstöße nicht verabreicht hätten, die es auf Anweisung der Laborleiter auszuteilen galt?

Gut, wenn Sie sich sicher sind. Ich glaube, wir tun gut daran zu zweifeln.