Unglaublich – aber vermutlich wahr!?

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Frankfurt (I)

Der Leiter des Gesundheitsamts in Frankfurt am Main hat zusammen mit der früheren Stellvertreterin Prof. Ursel Heudorf einen Bericht über „Die COVID-19 Pandemie in Frankfurt am Main: Was sagen die Daten?“ im  Hessischen Ärzteblatt (10/2020, S. 548-550 – im PDF S. 33-37) vorgelegt, über den jetzt auch in der Berliner Zeitung berichtet wurde. Nehmen wir das Wichtigste vorweg: es gibt in Frankfurt keine Übersterblichkeit – und auch nicht in der Bundesrepublik im Ganzen. Das gilt selbst – für Frankfurt – für die Alten- und Pflegeheime. Seit Wochen gehen (insbesondere ab Anfang August) steigt die Zahl der Positiv-Gestesteten deutlich an, die Zahl der Hospitalisierten und Verstorbenen bleibt aber auf niedrigem Niveau. Auch das entspricht den bundesweiten Zahlen. Der Anstieg der Positiv-Getesteten entspricht in etwa dem Anstieg der Test und die Rate der positiven Testergebnisse bleibt seit der KW 22/23 gleich bei 1%!. Im Fazit heißt es dann:

Eine Übersterblichkeit ist weder in der Gesamtbevölkerung noch in der Gruppe der Hochrisikopatienten (Bewohner von Altenpflegeheimen) zu verzeichnen. In Übereinstimmung mit der Literatur gibt es keine Hinweise, dass eine Wiedereröffnung von Schulen und Kindergemeinschaftseinrichtungen – bei Beachtung guter Hygiene – zu einer erkennbaren Zunahme an Infektionen führt.
Bei niedriger Prävalenz sind die PCR-Tests häufig falsch positiv. Ein PCR-Test alleine sagt nichts über eine mögliche Infektiosität des Betroffenen aus.
Daraus ergeben sich Fragen zur Sinnhaftigkeit der derzeitigen Teststrategie und der darauf aufbauenden Maßnahmen.

Todkranke Krankenschwestern (II)

Ab 2012 hat sich auf der arabischen Halbinsel eine Atemwegserkrankung ausgebreitet, die auf ein Virus der Familie der Coronaviren zurückgeht. Das Virus wurde deshalb MERS-CoV genannt (Middle East respiratory syndrome-related coronavirus). Wie das SARS-CoV-2 wird es  durch einen PCR-Test nachgewiesen. Zur Gefährlichkeit von MERS und der Teststrategie wurde 2014 Christian Drosten von der Wirtschaftswoche befragt…
[Meine Frau hat mir geraten, weniger ironisch oder gar sarkastisch zu sein und die Tatsachen für sich sprechen zu lassen. Der Leser mache sich dann schon sein eigenes Bild. Richtig, deshalb…]
… hier nur ein Teil seiner Antworten:

Christian Drosten bewertet die Gefährlichkeit vergleichsweise gering. Nur die arabische Halbinsel sei wirklich „sehr stark betroffen“: „Allerdings muss man auch ganz klar feststellen: In dieser Region und vor allem in Saudi-Arabien wird momentan am intensivsten getestet.“ Der Interviewer findet, dass das ja nicht schlecht sei, aber Christian Drosten gibt zu bedenken, dass man mit der Ausweitung der Tests gegen die „Fall-Definition“ verstoße, die „festlegte, welcher Patient als MERS-Fall gemeldet“ werde. „Dazu gehörte zum Beispiel, dass der Patient eine Lungenentzündung hat, bei der beide Lungenflügel betroffen sind“. Stattdessen werden nun nicht-symptomatischen Personen getestet und das sei deshalb problematisch, weil dabei „eine hochempfindliche Methode“ gewählt werde, eben die PCR, die so „empfindlich [ist], dass sie ein einzelnes Erbmolekül dieses Virus nachweisen kann. Wenn ein solcher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgend etwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich ein MERS-Fall. Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten. Auch so ließe sich die Explosion der Fallzahlen in Saudi-Arabien erklären.“ Und: „Ob symptomlose oder mild infizierte Krankenhausmitarbeiter wirklich Virusträger sind, halte ich für fraglich. Noch fraglicher ist, ob sie das Virus an andere weitergeben können. Das Beraterteam des neuen Gesundheitsministers sollte stärker zwischen medizinisch notwendiger Diagnostik und wissenschaftlichem Interesse unterscheiden.

Aber damit nicht genug. Christian Drosten sieht auch ein Medienproblem: „Dazu kommt, dass die Medien vor Ort die Sache unglaublich hoch gekocht haben….In der Region gibt es kaum noch ein anders Thema in den TV-Nachrichten oder Tageszeitungen.

[Und da ich auf meine Frau höre, verkneife ich mir jede Bemerkung!]

 

P.S.: Noch schnell noch etwas, das ich erst jetzt gelesen hab, nämlich die Empfehlung der WHO zur Maske. Was da steht, ist vielleicht für viele auch fast unglaublich. Wer das Ergebnis zusammengefasst, mit anderen Studien ergänzt und verglichen lesen möchte sei nochmals auf Prof. Ines Kappstein verwiesen, die dazu bei Thieme etwas sehr Lesenswertes veröffentlicht hat.

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