„Sterbefallzahlen im Oktober 2022 um 19 % über dem mittleren Wert der Vorjahre“

Lesedauer 3 Minuten
Statistisches Bundesamt: Sterblichkeit im Oktober 22

Wie schlimm COVID-19 wirklich ist, das werden wir an der Übersterblichkeit sehen. So hieß es 2020. Und dann kann es niemand mehr bestreiten. Es wurde auf die Übersterblichkeit in Bergamo verwiesen und in einigen Orten Spaniens. Nun zeigt sich, dass die Übersterblichkeit, die wir COVID-19 zurechnen können, europa- ja weltweit wesentlich geringer ist als prognostiziert. Aber daran haben wir uns ja schon gewöhnt. Das könnten die Maßnahmen – die Lockdowns und Ausgangssperren, die Masken und Impfungen bewirkt haben. Ja, das wäre möglich. 

Wenn wir nun Länder vergleichen, die keine Lockdowns und Ausgangssperren und auch keine Maskenpflicht hatten, dann … dann sehen wir kaum einen Unterschied. Im Gegenteil. Länder mit deutlich weniger restriktiven Maßnahmen schneiden meist besser ab – Schweden ist nach wie vor ein gutes Beispiel, von dem man deshalb hierzulande auch nicht mehr sprechen will. 

Statistisches Bundesamt: Sterblichkeit im Oktober 22

Nun stellen wir aber trotz Maßnahmen und Impfung vor allem seit Mitte 2021 eine drastische Übersterblichkeit fest – weit höher als die von den Modellierern für COVID-19 vorausgesagte: eine prognostizierte Übersterblichkeit von 5-10% galt damals als verpflichtender Grund für den Shut-down der Grundrechte. Die Übersterblichkeit in 2021 konnte man Anfang des Jahres noch COVID-19 zuschreiben. Die Daten waren so schlecht, dass sich das machen ließ. Ab Sommer 2021 galt das freilich nicht mehr. Die COVID-19 Fälle gingen deutlich zurück, die Sterblichkeit nahm zu oder blieb übermäßig hoch (zwischen 10 und 20%). Das setzte sich 2022 fort. Wenn DeStatis nun für Oktober 2022 wieder einmal eine Übersterblichkeit von 19% feststellt, dann ist das beunruhigend hoch. Die Übersterblichkeit im Sommer (Juni/Juli/August) mochte man auf die Hitze schieben – allerdings wäre das dann auch deutlich höher als die Hitze der letzten Jahre. Schlug der Klimawandel erst 2022 durch – während doch z.B. 2020 und 2019 ebenfalls vergleichsweise heiße Sommer waren? Aber man wollte das so sehen. Und September und jetzt Oktober? Nee, keine Ahnung. Ist halt einfach hoch. Was im März 2020 zum völligen Durchdrehen geführt hätte, das müssen wir jetzt einfach mal konstatieren. Gründe? Keine in Sicht. Dass Übersterblichkeitszahlen mit anderen Ereignissen gut zu korrelieren scheinen, das … ja das … ist wohl reiner Zufall. 

Schon seltsam. Und wirklich schmunzeln muss man, wenn man auf der Seite von DeStatis nachliest. Eine der Überschriften heißt „Erhöhte Covid-19-Todesfallzahlen gegenüber dem Vormonat“ und scheint eine Erklärung anzubieten. Der Titel „täuscht“ allerdings. Zwar stieg die Anzahl der COVID-19 zugerechneten Toten von September zum Oktober leicht an. Aber im Text wird dann klar, dass dieser leichte Anstieg den dramatischen Anstieg der Übersterblichkeit mit Blick auf den Durchschnitt 2018 bis 2021 nicht erklären kann. 

The Telegraph vom 18.11.2022

Das alles ist aber noch viel dramatischer. Der Unterschied von 2022 zu 2021 ist weit weniger dramatisch als der zu 2020, 2019 und 2018. Das bedeutet: die „geimpften Jahre“, die eigentlich eine Verbesserung hätten bringen sollen, weisen stattdessen eine Verschlechterung auf. Also der Impferfolg ist nicht gerade offensichtlich – wenn Sie verstehen, was ich meine. 

Und dann noch die Altersverteilung. Die Übersterblichkeit ist gerade bei den Altersgruppen und zwar europa- und nachgerade – cum grano salis – weltweit auffällig hoch, die durch COVID-19 kaum bis gar nicht betroffen sind – nämlich in der Altersgruppe 18-59. Warum sterben nun so viele 35 bis 40jährige? Warum diese auffällig häufigen sudden deaths. „Plötzlich und unerwartet“ heißt es dann. Das wird bestimmt noch ermittelt. Da bin ich sicher. Und das Paul-Ehrlich-Institut ist ja dran. Sie wollen allerdings die Daten der Krankenkassen gar nicht auswerten – damit da keine Verzerrungen entstehen. Vielleicht müssen wir das jetzt auch europa- oder weltweit betrachten. Aber wie gesagt, ich bin sicher, die Wissenschaft wird noch Antworten geben – wenn Fragen wirklich offen sind und gestellt werden. 

Schreibe einen Kommentar