Man kann ja schon mal schief liegen. Man hat sich halt verschätzt. Das kann sogar Frauen passieren. Ich meine jetzt nicht die Wirtschaftsweisen, die ihre Fehlprognosen seit Jahrzehnten als Wissenschaft verkaufen. Auch das muss man können! Seit vierzig Jahren haben diese Prognosen noch nie gestimmt – und Volker Pispers meint zurecht, das hätte man auch auswürfeln können…
Nun das kann man natürlich nicht für jede Wissenschaft unterstellen. Es gibt schon Schätzungen, die auf richtigen Modellierungen beruhen. Also richtig im Sinne von aufwändig ausgedacht und voll durchgerechnet. Auch die können mal daneben liegen… und tun das auch nicht selten. Blöd nur, wenn wir diesen Modellierer glauben und uns in unserem Handeln davon leiten lassen. Über Neil Ferguson hatte ich schon gelegentlich berichtet (hier und hier und hier und hier) – das ist so haarsträubend, dass ich es hier nicht wiederholen möchte. Auch in Deutschland gibt es solche Ex… Künstler. Prof. Dr. Meyer-Hermann ist so ein Modell-Verrechner. Und natürlich Frau Dr. Viola Priesemann. Die hatte wieder modelliert und gerechnet (über gelegentliche Patzer wurde berichtet: hier und hier und hier). Und diesmal hatte sie sogar mal zum Teil Recht: sie sah voraus, dass es im Frühjahr zwischen 160.000 und 240.000 täglich Neuinfektionen geben „könnte“. Ok, das war gegenüber dem, was sie sonst so algorithmisierte ganz Ok. Und daraus schloss sie – und da muss man sich wieder festhalten oder die Haare raufen – auf täglich 8.000 neue COVID-19 Intensivpatienten. Das war dann mal wieder mit Faktor 20, 30, 40 daneben. Was ja nicht so schlimm wäre, wenn damit nicht die Maßnahmen begründet worden wären, die sich nun wieder mal als unbegründet erweisen.
Ein Bäcker, der ein paar hunderttausend Euro in den Sand gesetzt hat, weil ihm von solchen Rechengenies prognostiziert wurde, dass er in zwei Monaten nicht mehr zwei bis drei hundert, sondern 8.000 Brötchen verkaufen müsse, der würde sich über diesen kleinen Rechenfehler vermutlich verärgert zeigen. Der findige Experte verweist aber, nachdem sein Beratungshonorar eingegangen ist, immer darauf, dass die Entscheidung ja nicht von ihm getroffen wurde. Richtig, aber warum, um Himmels Willen, wird diesen Panik-Modellierern und -Modelliererinnen immer und immer wieder geglaubt? Warum sperren wir uns und unsere Kinder auf Geheiß solcher irrlichternden Rechenkünstler ein? Das muss aufhören!
Wirtschaftsweise irren sich gelegentlich? Nein, eigentlich immer. In vierzig Jahren kam nichts, aber auch gar nichts so, wie es vorausgesagt wurde.
Aber es könnte ja irgendwann einmal doch in etwa so kommen wie Frau Dr. Priesemann es errechnet – nicht jetzt, irgendwann einmal!
Danke lieber Tagesspiegel, reißerische Panik-Presse wie immer. Tolles Bild zu toller Berechnung. Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, dass ihr so Euer Geld verdienen müsst. Und deshalb sehen wir es Euch auch nach, dass die großen Zahlen wieder nicht in Relation gesetzt werden. Schließlich schreibt ihr ja gar nicht, dass die Intensivstationen dann überlastet wären. Das soll sich der Leser selbst denken, gell?!