Schon die Titelfrage bringt Gut-Menschen in Rage: „Zwei Jahre Pandemie: Wer sind die Gewinner und Verlierer?“ Wer fragt und untersucht schon so was? Nur Querdenker und Asoziale. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW)? Na also. Alles klar. Wir sind jedenfalls die Guten, denn es lief mit all den Maßnahmen zwar nicht (viel) besser als bei den anderen, und im Vergleich mit vielen sogar deutlich schlechter, aber: wir haben alles versucht. Wir haben Opfer gebracht. Wir, das sind eigentlich fast alle von uns. Die Kinder natürlich und die Alten besonders. Und für alle galt: Grundrechte weg. Tut ja nicht weh, hab’ ich mir sagen lassen. Also: Solidarität mit all denen, denen die Würde auch grundrechtlich geraubt wurde. Opfer bringen Opfer für die Opfer.
Und jetzt wird das alles wirtschaftswissenschaftlich untersucht?! Das ist doch bestimmt wieder so’n Anti-Solidaritätsscheiß. Die Gewinner sind die Guten, oder? Jetzt moralisch betrachtet oder sollte man sagen: selbstgefällig? Hungern, verelenden und verzweifeln mussten die anderen. Die Amazons, Googles, Facebooks und all die anderen Mulit-Milliardäre – jetzt hätt’ ich ungeimpft wie ich bin fast Big Pharma vergessen – haben nicht grade ihre Gewinne ge-canceled. Für die gute Sache. Überhaupt war das eine richtig gute linke Nummer. Qui bono?! Wie gesagt, die Guten!
Natürlich sieht man das nur bedingt in „den“ Zahlen. In den Geschäftszahlen schon, aber das interessiert ja nicht mehr so – die Guten sind auf der Seite von Big Pharma, da muss man auch gönnen können. Und in den volkswirtschaftlichen Zahlen? Das hat jetzt das IW interessiert. Und siehe da: Deutschland kommt da gar nicht soooo gut weg. Aber da kann was nicht stimmen. Im Ranking des IW liegen wir hinter Österreich und Italien. Also bitte? Fake News, sag ich nur. Von 19 Staaten auf Platz 16? Deutschland? „Deutschland, Deutschland über …“ Spanien (also jetzt im IW-Ranking), die nämlich abgeschlagen auf Platz 19 liegen. Die hatten sich aber auch angestrengt und alle Bürger besonders … zum Gut-Sein motiviert.
Sie können die Liste selbst bewundern. Ich zieh nur mal einen unanständigen Vergleich – mit Schweden. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist „etwas“ gefallen (-1,5%). Gut hätte schlimmer kommen können (Spanien -4,0%) – aber ins Zeug gelegt haben wir uns schon, wenn wir das mit Schweden vergleichen: +2,1%. Auf Inflation und so’n Kram will ich mich jetzt gar nicht einlassen. Obwohl … das Haushaltseinkommen sinkt in Deutschland (-0,7%) und steigt in Schweden um 2,0%. Ist das nicht wieder typisch: Solidarität kostet richtig viel Geld. Und macht sogar Schulden! Deutschland war ja immer der Mahner gegen die Staatsverschuldung. Natürlich nicht wenn’s ums Ganze geht: während die „Schuldenstandsquote“ (also das Verhältnis von Staatsschulden zum BIP) in Deutschland dann doch 10,4% ist, schafft es das geizige und unsolidarische Schweden dann nur auf 3,2%. Die wollen fürs Gute einfach keine Schulden machen! Stattdessen investieren die – ich dreh durch: 9,2% Investitionsrate, während wir uns beim Investieren lieber zurückbewegen (–1,9%). Wer wenig investiert, der kann bestimmt besser helfen. Glaub ich, hab’ ich gehört. Gut, das wir Klabauterbacher haben, die uns durch die Pandemie führen. Wir würden sonst an der falschen Stelle sparen und die an der Goldgrube nicht genug unterstützen.
Und hier sind die deutschen Erfolge – im Opfern und im Gut-Sein. Alle Befürworter sollen diese Auszeichnung genießen – es sei ihnen gegönnt: