Gestern bei „Lanz“: Habeck wird über die Hochstapelei von Annalena Charlotte Alma Baerbock befragt. Das Ganze dauert so 50 Minuten – es geht ja schließlich um was ganz ganz Wichtiges. Habeck macht seine Sache so weit ganz gut und räumt irgendwelche Fehler ein. Alles ziemlich bedeutungslos. Interessant wird es als Lanz Habeck mit dem Interview-Ausschnitt konfrontiert, in dem ACAB Habeck zum Schweinebauern und sich zur Völkerrechtlerin erklärt – es war ja auch auf PzZ zu sehen. Das Interessante ist nicht wie Habeck mit der peinlichen Szene umgeht, sondern das „Bekenntnis“, das Lanz mit dem eingespielten Ausschnitt verbindet:
Lanz: „Ich muss gerade an eine Szene denken aus einer Reportage mit den Kollegen des NDRs, sie beide im Doppelinterview – Sie wissen was jetzt kommt?!“
Habeck: „Ja, ja.“
Lanz: „Wir haben bislang immer drauf verzichtet, diese Szene zu zeigen…“
Habeck: „…haben ja auch schon alle gesehen.“
Lanz: „Nee, haben nicht schon alle gesehen und vor allen Dingen ist der Punkt, diese Szene, auf die wir bisher ganz bewusst verzichtet (!) haben, wir haben die noch nie gezeigt, aber in dem Kontext jetzt, gibt die plötzlich ein anderes Bild…“
Das Öffentlich-Rechtliche sieht seine Aufgabe in dieser politischen Sache also offensichtlich darin, „ganz bewusst“ darauf zu verzichten, etwas zu zeigen. Ja, man muss auch verzichten können, Verzicht ist eine Tugend und zwar zum Schutz von ACAB. Das ist doch nett, oder? Man möchte sie wohl nicht blamieren? Die Enthauptungen des IS wurden zurecht nicht gezeigt, warum jetzt zeigen, wenn ACAB den Kopf verliert und sich um Kopf und Kragen redet?
Dieser Verzicht ist ja nur eine „informative Lücke“, die uns schützen soll, uns selbst ein falsches Bild zu machen. Dank des Bekenntnisses zum ganz bewussten Verzicht dürfen wir uns nun sicher sein, dass uns zur Unzeit keine verstörenden Wahrheiten erreichen. Nur Achtung liebes Qualitätsfernsehen: wer einmal lückt, dem glaubt man nicht mehr lückenlos.
Das Bekenntnis zur Lücke findet sich im Video ab 24:00
Sehr vielsagend auch der umständliche und verschnörkelte Versuch der ebenfalls am „Gespräch“ teilnehmenden F.A.Z. Journalistin (Helene Bubrowski) ja nichts Böses über ACAB zu sagen und dennoch nicht gänzlich unglaubwürdig zu werden. Die SZ hatte sich ja früh zu ACAB bekannt – und damit auch ihre Fehler als Fehler der Fehler-Finder richtiggestellt. Dass ihr jetzt Habeck mit seinen Fehlereingeständnissen in die Quere kommt ist natürlich blöd, aber das lassen wir einfach in der Lücke liegen. Es gibt ja auch wichtigeres. Zum Beispiel die Delta-Variante. Die kommt in der Sendung natürlich auch wieder vor – mit einem zugeschalteten Bericht aus London. Die bemühte Lanz-Kollegin berichtet über die Explosion der Infektionen in Großbritannien. Schlimm. Mit besorgter Miene werden dabei selbstlos großen Lücken übersprungen – denn Hospitalisierungen oder gar Tote entsprechen dem (noch?) nicht. Noch! Aber jetzt soll ja geöffnet werden – Freedom Day, keine Corona-Beschränkungen mehr in UK. Das ist natürlich völliger Wahnsinn. Denn Schweden und neuerdings auch ein Großteil der USA sind ja schon untergegangen … oder profitiere ich da gerade von einer ZDF-Wissenslücke?