Auf der Suche nach der Wahrheit – Teil II

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Der Zufall brachte uns irgendwann in den 90iger zusammen. Er war ein zurückhaltender, durch und durch freundlicher Russe. Er kam aus Omsk, das ich gar nicht kannte. Omsk hat 1,1 Millionen Einwohner, ist die achtgrößte Stadt Russlands und von Moskau so weit entfernt wie Nürnberg von Moskau. Er störte sich nicht groß dran, dass ich das alles nicht wusste. Damals spielte ich noch Fußball. Er kam gelegentlich mit. Einmal war es der 9. Mai. Ich war unsicher, berührt, fast verstört. Ich hatte mir vorgenommen, es anzusprechen. Es ging daneben. Ich begrüßte ihn: „Hi. Es ist … heute … der 9. Mai. Es tut …“ – „Ja“, sagte er, „wir … sollten los“. Bei der Fahrt zum Platz brachte ich nichts weiter raus. Ich hoffte irgendwie auf die Rückfahrt. „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“ meinte ein Fußball-Weiser. Wir teilten uns wie immer in zwei Teams und begannen zu spielen. Mein russischer Bekannter ging in ein eigentlich harmloses Tackling und rief russisch seinem Gegenspieler etwas zu. Der blieb stehen, guckte sich um und verließ den Platz. Wir waren sprachlos. Mein Bekannter zuckte mit den Achseln. Sein Gegenspieler war Ukrainer. Mit einem Russen wollte er nicht spielen. Das ginge nicht. Mein russischer Bekannter schien das zu verstehen. Mit mir spielte er aber ganz gern. So schien es mir. 

Auch bei der Rückfahrt sprach ich nicht von mir. Ich fragte nach dem 9. Mai. Und er sagte, etwas schüchtern, ja das sei in Russland ein Feiertag und der würde immer groß gefeiert. „Tag des Sieges“ nannte er ihn nicht. 

Tote des Zweiten Weltkriegs:

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