Lieber nichts als so was
Man kann die Frage, die in der neuen Information Philosophie gestellt wird, wohl in zwei Hinsichten verstehen: was sagt sie (inhaltlich), die politische Philosophie, und wie wirksam ist sie mit Blick auf die politische Diskussion. Kennen Sie Christine Chwaszeza, Stefan Gosepath, Christian Neuhäuser oder Veronique Zanetti? Nein? Ich auch nicht. Das sind jedenfalls die vier Köpfe, sie bekleidern allesamt Universitätsprofessuren, die im Heft über die Aktualität der politischen Philosophie diskutieren. Ich glaube das sagt alles.
Es geht viel um John Rawls. Seine Theorie der Gerechtigkeit hat zweifellos eine große Bedeutung in der Diskussion der politischen Philosophie gehabt. Er bestimmt in der einen oder anderen Weise die Diskussion insbesondere im angelsächsischen Raum, da sind die geschlechtergerecht diskutierenden Professoren einig. Das ist vermutlich richtig. Freilich auch als kritischer Ansatzpunkt, so z.B. für den sogenannten Kommunitarismus, der bei den Damen und Herren mit Professorenamt, überhaupt nicht vorkommt. Es wird viel über Liberalismus gesprochen und natürlich über die großen Krisen (Klima und Migration). Sonst scheint die Welt politisch philosophisch in Ordnung.
Ich will nicht ungerecht sein: einmal fällt sogar der Name Habermas. Und einmal der Name eines seiner einflussreichen „Schüler“ Honneth. Aber dann schnell zurück zum Liberalismus, über den freilich auch nicht viel gesagt wird und wenn, dann manches, das schnell missverstanden werden könnte: „Sein Instrument [???] ist die Anerkennung der Menschrechte [!], allen voran der Freiheitsrechte. Aus Sicht einer liberalen Theorie gilt, dass gesetzlicher Zwang dann gerechtfertigt ist, wenn die erhofften Vorteile bezüglich des öffentlichen Guts die Nachteile auf Seiten des verletzten Rechtes überwiegen.“[?!] Das klingt fast ein wenig „utilitaristisch“ und weniger nach Menschenrechten? Aber lassen wir das, das ist halt die Realität und der folgen auch die akademischen Würdenträger.
Es ist denn auch mehr als bezeichnend, dass alle vier die Frage nach dem „Stellenwert“ der politischen Philosophie mit Hinweis auf die Ausschreibung von Lehrstühlen an Universitäten beantworten. Inzwischen würden wieder etwas mehr Lehrstühle mit Arbeitsschwerpunkt politische Philosophie ausgeschrieben, deshalb steht die Lage wieder etwas besser.
Nach diesem Gespräch weiß man es viel besser: es steht nicht gut mit ihr, wenn das alles ist, was über sie gesagt werden kann. Natürlich gibt es sehr viel mehr. Aber da muss man halt dann selber drauf kommen, da kann einem die Information Philosophie auch nicht helfen – die möchte als „Qualitätsmedium“ ja nicht tendenziös erscheinen. In Umkehrung des Worts Goethes aus den Wahlverwandtschaften wäre zu sagen: „Es ist in manchen Fällen notwendig und freundlich, lieber nicht zu schreiben als nichts zu schreiben.“