Des Kaisers neue Kleider

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... nur ein Märchen

Von ganz besonderen Kleidern erzählt ein Märchen. Es ist nur ein Märchen und von ganz anderen Zeiten: „Vor vielen Jahren lebte ein Kaiser, der so ungeheuer viel auf neue Kleider hielt, daß er all sein Geld dafür ausgab, um recht geputzt zu sein.“ Da kamen Kleider-Experten zu ihm und verhießen ihm schöne Kleider, so fein und ausgeklügelt, dass ihre Schönheit „alternativlos“ war. Sie waren so artifiziell, dass der gemeine Mann ihre Kunst nicht wahrnehmen und schätzen konnte. Nur den Besten konnte das gelingen. „,Das wären ja prächtige Kleider‘, dachte der Kaiser; wenn ich solche hätte, könnte ich ja dahinterkommen, welche Männer in meinem Reiche zu dem Amte, das sie haben, nicht taugen, ich könnte die Klugen von den Dummen unterscheiden! Ja, das Zeug muß sogleich für mich gewebt werden!‘“ Und so kam es dann auch. Viel Gold wurden den Experten gegeben. Und natürlich verbreitete sich die Botschaft lückenlos durch viele Herolde übers ganze Land. Alles entwickelte sich prächtig. Prächtige Cäsar Roben wurden sie genannt. Überall hörte man sie loben, die PCR, und alle beschworen, dass nur dumme, gehässige, querdenkende Leute ihren Wert nicht erkennen könnten. „Alle Menschen in der Stadt sprachen von dem prächtigen Zeuge.

Wie freute sich der Kaiser über so viel Kunstfertigkeit. Dass er sie selbst nicht recht würdigen konnte, schien ihm eher ein Beleg für ihre Qualität, denn für besonders klug mochte er sich auch nicht halten. Aber er wollte sie durch seine Besten prüfen. „,Ich will meinen alten, ehrlichen Minister zu den Webern senden‘, dachte der Kaiser, er kann am besten beurteilen, wie der Stoff sich ausnimmt, denn er hat Verstand, und keiner versieht sein Amt besser als er!‘“ Dem Minister, vor den PCR Test gestellt, sah sich in Bedrängnis: „,Gott behüte uns!‘ dachte der alte Minister und riß die Augen auf. ,Ich kann ja nichts erblicken!‘ Aber das sagte er nicht.… ,Herr Gott‘, dachte er, sollte ich dumm sein? Das habe ich nie geglaubt, und das darf kein Mensch wissen! Sollte ich nicht zu meinem Amte taugen? Nein, es geht nicht an …‘“ Also lobte er das Kunstwerk. „‚Oh, es ist niedlich, ganz allerliebst!‘ antwortete der alte Minister und sah durch seine Brille.“ Und so taten es viele. Die Beamten folgten den Ministern und das Volk den Herolden, die das Volk lückenlos und mit hoher Qualität über alles Wichtige informierten.

So ging der Kaiser unter dem prächtigen Thronhimmel, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: „Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich! Welche Schleppe er am Kleide hat! Wie schön sie sitzt!“ … Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht wie diese.“ Nur einem dummen, ungebildeten Kind, das mit der hohen Kunst der Experten natürlich nicht vertraut war, schien die Sache wunderlich. „Was ist denn da so ungeheuer?!“, rief es. Und weil es nur ein blödes Märchen ist, glaubten ihm am Ende auch die Leute.

Das ist natürlich völlig irre. Ein Märchen halt. Und vermutlich hab’ ich’s auch falsch verstanden und erzählt.

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