Bereits Anfang April kritisierte der Eichstätter Journalistik Professor Klaus Meier die Berichterstattung zu Corona in den Medien. Er sah im Wesentlichen fünf Defizite:
- irreführender Umgang mit Zahlen,
- Dramatisierung von Einzelfällen,
- Blickverengung durch eingeschränkte Arbeitsbedingungen (Pressekonferenzen als „Verkündigungs-Livestreams“),
- mangelnde Vielfalt der Positionen und
- Verengung auf Virologen als „unfehlbare Medienstars“.
Diese frühe, wirklich lesenswerte Einschätzung wurde nun durch zwei Studien im Wesentlichen bestätigt und detailliert: eine zur Berichterstattung in der Schweiz des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (hier) und eine zu der ARD und ZDF Berichterstattung an der Uni Passau, die den bezeichnenden Titel „Die Verengung der Welt“ trägt. Die Studie aus Passau muss einem nicht gefallen (ich finde sie z.B. im medientheoretischen Slang stilistisch „gewöhnungsbedürftig“). Sie hat jedenfalls, wie es in einer Stellungnahme auf der Presse-Seite der Uni-Passau heißt, „für lebhafte Diskussion“ gesorgt und die beiden Studienleiter zu einer Stellungnahme veranlasst, in der betont wird, dass die Studie „nicht als Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu sehen“ sei. Die beiden Studienleiter stehen ja auch erst am Anfang ihrer Karriere.
„Des häd mer der aff der Fleischbrüggn aa g’sachd“
Mich haben die Ergebnisse der Studien nicht wirklich überrascht. Dennoch ist es hilfreich, wenn man es wie bei Klaus Meier in einer übersichtlichen Form zusammengetragen bekommt. Auch der von mir sehr geschätzte Heribert Prantl von der SZ hat sich dem Thema gewidmet und kann es wie immer prägnant und wohlformuliert ausdrücken. In einem Beitrag zu Corona und die Wahrheit mahnt er am Ende, die Presse sollte „nicht Lautsprecher der Virologie, sondern der Demokratie“ sein.
Verrückt, dass der Meier dass schon im April so gesehen hat. Aber ein wirklich guter Artikel. Prantl werde ich auch noch lesen.