Inside Kakanien I 44: Großes muss sich am Großen und Ganzen orientieren

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Wer etwas Großes tun will, bei dem alles beim Alten bleibt, der muss sich gut organisieren. Vor allem, weil die große Idee, die das „Herz der Welt ergreifen“ soll, ja aus der Mitte des Volkes kommen sollte. Die Sache wird natürlich erleichtert, wenn sich das Volk an der „Einteilung der Welt nach ihren Hauptgesichtspunkten wie Religion und Unterricht, Handel, Industrie, Recht und so weiter“ orientiert, die mit der Organisation der Regierungsgeschäfte in einzelnen Ministerien bereits vorliegt. So könne man „einen Aufbau schaffen, welcher die hauptsächlichen moralischen Kräfte der Welt schon geordnet enthalte“. Ginge man anders vor, wäre der Aufwand, aus der Mitte des Volkes die „erlösende Kraft“ zu gewinnen zu groß. Ohne den ministeriellen Blick aufs „Große und Ganze“ bestünde die Gefahr, etwas Bedeutsames zu vergessen oder etwas praktisch Unbedeutsames ins Spiel zu bringen, das sich aus oberflächlich betrachtet naheliegenden Interessen speist. „Die Anpassung des Plans an die Welt nach den Hauptgesichtspunkten der Ministerien“ erleichtert auch die „Beschaffung von Geldmitteln und dergleichen“. 

Inside Kakaniens geht kaum etwas ohne staatliches „Fördern und Fordern“. Beim Film und Theater – von der Oper zu schweigen, in Forschung und Literatur, der Sozial-, Kinder- und Jugend-„Arbeit“ …  und natürlich beim Klimaschutz – kakanisch geht nichts mehr ohne wohlwollende staatliche „Unterstützung“. Einen großen Plan mit „erlösender Kraft“ verfolgt man meist mittels mit der „untertänigsten Bitte“ – also über Anträge auf öffentliche Fördermittel, staatliche Zuschüsse und institutionelle Unterstützung – die Ziele „aus Allerhöchster Gnade“ zu sanktionieren und d.h. mit den notwendigen Mitteln zu unterstützen. Von allzu kritischen Beobachtern wird das schon mal als „Beschaffungskriminalität“ missverstanden, denn gelegentlich muss man auch „Abstriche“ machen und die großen Ziele so neu „formulieren“, dass sie den staatlichen Zuschlag bekommen – alles natürlich mit Blick auf das Gemeinwohl. Das hat „den Vorteil, daß das Volk in die Lage [kommt], sich selbst, aber doch durch Vermittlung des Allerhöchsten Willens sein als würdigst erkanntes Ziel zu setzen, […] denn obgleich es sich dabei nur um eine Formfrage handelte, fand [man] es wichtig, daß das Volk nichts aus sich allein und ohne den zweiten konstitutionellen Faktor tue; auch nicht diesen ehren“. Das sichert auch, dass die Parallelaktion eine Parallelaktion bleibt.

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