Von Seele sprechen wir, wenn sie uns fehlt. Es ist die Unheimlichkeit des Seelenlosen, die uns die Seele suchen lässt. Begegnen wir dann in der fremden Welt einer Seelenverwandtschaft, geraten wir in einen „Zauberbann“. Es ist wie die „schweigende Begegnung zweier Berggipfel„, die sich „in der Gotteseinsamkeit“ und „einsamkeitsüberglänzt“ aus dem seelenlosen Tal erheben, das sie verbindet.
Der „Zauberbann“ gründet in der Unheimlichkeit der Seele, die sich weltlos weiß und darin ihre Reinheit zu erkennen meint. Der Unheimlichkeit zu entkommen und die geistlose Welt zur seelischen Heimat zu machen, dazu dient „ein festes Gerüst von Gedanken und Überzeugungen“, die man der Wirklichkeit „unterschiebt“ und sie so zur Welt macht. „Sobald dagegen eine Seele Moral hat oder Religion, Philosophie, vertiefte bürgerliche Bildung und Ideale auf den Gebieten der Pflicht und des Schönen, ist ihr ein System von Vorschriften, Bedingungen und Durchführungsbestimmungen geschenkt, das sie auszufüllen hat, ehe sie daran denken darf, eine beachtenswerte Seele zu sein…“ Die Seele „an sich“ ist selbst das Ergebnis ihrer Unheimlichkeit. Der seelenlosen Welt entspricht eine weltflüchtige Seele, die sich gegenüber weltlichen Dingen erhaben glaubt. Die weltfremde Seele ist ein „großes Loch“, das zurückbleibt, wenn schalgewordene „Ideale“ und eine wirkungslose „Moral“ es nicht mehr zu füllen vermögen. Der Dichter, der sich der Welt entfremdet weiß, verliert mit der Welt auch die Kraft der Dichtung. Es gibt kein wahres Leben im Falschen – es sei denn das Leben räumt das Falsche in der wahren Welt beiseite. Der Mensch ist ein politisches Wesen, das ohne eine geteilte Welt nicht sein kann, in der er sich erkennend gegegnet.