Groß zu werden ist nicht das einzige jugendliche Ziel. Erwachsen werden ja, aber anders. In vielen Jungs schlägt ein „abenteuerliches Herz“, das sich in die Tristesse der erwachsenen Welt nicht einfügen will; es „kömmt“ ihm – frei nach Marx und Engels – darauf an, etwas Bedeutsames zu tun und „die Welt zu verändern“. So wie der „große“ Alexander, der veni-vidi-vici-Caesar oder „le petit corporal“ Napoleon: auch wenn sie Tyrannen gewesen sein sollten, sie konnten die Welt ihrem Willen unterwerfen.[1] Wer siegen will, muss kämpfen lernen und stark sein oder doch erscheinen. Und so streifen sich die Jungs seit Jahrhunderten den schmucken Offiziersrock über, und gefallen sich in Reiterspielen und Fechtduellen. Wenn grade kein Krieg ist, kann man zumindest seinen schwächlichen Mitmenschen etwas wegnehmen: denn sie kennen „nur drei Arten von Menschen: Offiziere, Frauen und Zivilisten; letztere eine körperlich unterentwickelte, geistig verächtliche Klasse, der von den Offizieren die Frauen und Töchter abgejagt werden“. Aber Musils Held Ulrich macht dann wie so viele eine ernüchternde Erfahrung: „Er hatte in einer Gesellschaft mit einem bekannten Finanzmann einen kleine Mißhelligkeit, die er in seiner großartigen Weise erledigen wollte, aber es zeigte sich, daß auch im Zivil Männer vorhanden sind, die ihre weiblichen Familienangehörigen zu schützen wissen. Der Finanzier hatte eine Unterredung mit dem Kriegsminister, den er persönlich kannte, und die Folge war, daß Ulrich einen längere Aussprache mit seinem Obersten hatte, in der ihm der Unterschied zwischen einem Erzherzog und einem einfachen Offizier klargemacht wurde.“ Offenbar gibt es andere, weniger „abenteuerliche“ Kräfte, die die Welt beherrschen: „Von da an freute ihn der Beruf des Kriegers nicht mehr. Er hatte erwartet, sich auf einer Bühne welterschütternder Abenteuer zu befinden, deren Held er sein werde, und sah mit einemmal einen betrunkenen jungen Mann auf einem leeren weiten Platz randalieren, dem nur die Steine antworten.“ Es gibt freilich auch „abenteuerliche“ Geschichten, die gleichsam spiegelverkehrt von „Friday For Future“ zu Panzerhaubitzen und Raketenwerfern führen. Wollen wir auch denen wünschen, dass sie „nachhaltig“ erwachen!
[1] Um mit The Who zu sprechen:
Well, you know in the old days
When a young man was a strong man
All the people, they’d step back
When a young man walked by