Ich will davon nichts hören

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Nicht alles, was mir nicht gefällt, ist undemokratisch. Auch wenn’s bullshit ist. Trump wurde gewählt und hat auch 2020 so viel Stimmen bekommen wie noch nie ein Präsidentschaftskandidat vor ihm – natürlich mit Ausnahme des gesundheitlich angeschlagenen Sleepy Joe.[1] Die Mehrheit hat bekanntlich nicht immer Recht. Damit demokratisch dennoch alles rechtens läuft, dafür gibt’s Grundrechte. Die sollen vor der Beliebigkeit der Mehrheit schützen. „Sollen“ – weil können tun sie’s natürlich auch nicht. wenn die Mehrheit auf Grundrechte schei… pfeift, dann … ja dann … ist das halt so.

Keine Diktatur

Also das Problem ist nicht die Demokratie. Gut, vielleicht wäre sie etwas besser zu machen. Bestimmt sogar. Man kann aber wohl nicht bestreiten, dass eine satte Mehrheit der Corona-Politik der Regierenden folgt. Waren das Mitte 2020 wohl noch zwischen 80 und 90%, dann sind das heute vermutlich immer noch zwei Drittel. Und was heißt „den Regierenden folgen“? Das ist wahrscheinlich eine reichlich verzerrte Sicht auf die Dinge. Die Mehrheit folgt nicht widerwillig und fehlgeleitet den Merkels, Söders & Baerbocks, sie treibt sie mit akademischen Einpeitschern wie Lauterbach & Brinkmann vor sich her. Hier geschieht nichts gegen den Willen der Mehrheit – und wenn, dann allenfalls zu wenig. Fragen wir den Bürger mal nach Öffnung der Schulen? Sollen wir? Wollen wir’s wirklich wissen? Was würde sie sagen, die Mehrheit? Dass Schulen als letzte geschlossen und als erste wieder geöffnet werden sollen! Und: dass sie jetzt aber erstmal geschlossen bleiben. Und die Schüler jetzt unbedingt wieder nach Hause geschickt werden müssen, denn: es gab einen Verdachtsfall, vermutlich Delta, um Himmels Willen, also zu! Schnell zumachen! Sicher ist sicher, sagt die Mehrheit, und will da auch nicht ewig diskutieren, mit Leuten, die die Sicherheit anderer „unsolidarisch“ gefährden.

The Media is the Virus

Mauergeschmiere

Gut, jetzt können wir, die wir anderer Meinung sind, schmollen. Wir können es auf die Medien schieben – und das können wir wirklich. Aber „die“ Medien, die machen ja nur ihren Job, den, für den sie von ihren Konsumenten bezahlt werden. Nein, ich mein das nicht im Sinne von Korruption. Welche Brötchen sollte ein Bäcker backen und welche Schuhe ein Schuster nähen (hihihi, so als würden heute Schuhe noch von Schustern gemacht?)? Wohl solche, die ihren Kunden schmecken und „passen“. Niemand wird verführt oder manipuliert. Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden, also des souveränen Volks der Konsumenten. Also warum berichten so wenige deutsche Zeitungen über die Höhepunkte der Cricket-Saison? Weil das hier niemanden interessiert. Man sollte die späten Streichquartette Schuberts nicht mit Kaffeefahrten verwechseln und mit den Ultras auf dem Weg zum Auswärtsspiel nicht die Carlsen Variante der Sizilianischen Verteidigung diskutieren wollen. Da will man von so was nichts hören.

Das Recht, nicht belästigt zu werden

Und hat man nicht das Recht, von etwas nichts hören zu wollen? Ich denke schon. Vor allem wenn man dann in die Nähe von verdächtigen Elementen geriete. Social Distancing statt Kontaktschuld. Wir wissen alle, dass mit manchen Leuten einfach nicht zu reden ist. Wer würde schon die beiden Zeugen Jehovas, die am Samstagvormittag an der Haustüre klingeln zu einem Tee einladen, um sie vom Darwinismus oder der Notwendigkeit der LGBTQ-Bewegung zu überzeugen – T’schuldigung, meine natürlich LGBTQIA*? Ich halte das für ziemlich „queer“, also schräg, also das zu versuchen, natürlich! 

Stellen wir uns vor, wir würden durch die Öffentlich-Rechtlichen ständig mit irgendwelchen Theorien von Querulanten genervt, die vielleicht tatsächlich einiges Ungereimtes ausgegraben haben und es nun in völlig wirren Zusammenhang stellen. Wir müssten beständig umschalten und der öffentlich-rechtliche Qualitätsjournalismus könnte seine Aufgabe gar nicht mehr erfüllen. Für die, die so was wissen wollen, gibt’s die Faktenchecker. Die arbeiten so was auf. 

Angela Merkel, Fernsehansprache am 18.03.2020

Deshalb lieber nicht mit Leuten wie John Ioannidis reden, die Lage der Intensivstationen lieber nicht hinterfragen, die alten Pharmaindustrie-Reportagen lieber nicht mehr senden. Das will einfach keiner hören. Und das ist auch nicht von Interesse der breiten Mehrheit der Bevölkerung. Und wir können schließlich sagen: davon haben wir nichts gewusst. Und das habe ich in den letzten Wochen schon oft gehört, von Freunden und Bekannten, die die Süddeutsche lesen und Die Zeit, die Tagesschau gucken und Frontal21, die links sind und allemal liberal, die Querdenker aufspüren und aus der Geschichte lernen wollen. 

[1] Spätestens seit Mitte 2020 verdichten sich Anzeichen, dass Joe Biden gesundheitlich nicht ganz so gut drauf ist. Insbesondere seine „intellektuelle Stabilität“ scheint nicht mehr so sicher: sagen wir mal, er wirkt manchmal etwas desorientiert. Z.B. hier und hier und hier – alles Beispiele vom G7 Gipfel vor ein paar Wochen: er möchte dort z.B. den Südafrikanischen Präsidenten vorstellen, der schon lange vom „Hausherrn“ vorgestellt wurde und wird dann von Boris Johnson ruhig gestellt. Zum Fremdschämen. Wir erfahren darüber in den „Leitmedien“ natürlich nichts. Das könnte uns verstören und das wollen wir ja nicht. Die Preußische Allgemeine berichtet – keine Ahnung warum und mit welchem Hintergrund?