Allerlei Internationales

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Was wir aus Österreich – von Franz Allerberger, dem Leiter der AGES – hörten (siehe den Beitrag vom 24. August), das können wir auch aus Frankreich, England und Spanien hören. Es gibt auch dort „erschreckende Zahlen“, die uns verblüffen. 

Auch wer kein Französich kann ...

… kann sich die Analysen von Jean-François Toussaint im Untertitel zu Gemüte führen (und den Ton stumm stellen). Aber die Charts würden auch schon reichen, um zu sehen, wie die Lage steht. Steigende Zahlen der positiv Getesteten ohne nennenswerten Anstieg bei den Erkrankungen, Hospitalisierungen und Verstorbenen. Kurzum: wie in Deutschland. 

Jean-Francois Toussaint wird (noch?) nicht vorgeworfen, ein Verschwörungstheoretiker zu sein und ich glaube er ist auch kein Reichsbürger? Er ist Direktor von IRMES (Institut de recherche biomédicale et d’épidémiologie du sport) und Mitglied des Haut Conseil de la santé publique des französischen Gesundheitsministers. Und was er sagt ist: keine zweite Welle in Sicht, unverhältnismäßige Maßnahmen und die Maske … na ja. 

Toussaint weist darauf hin, dass sich die Ziele der Pandemie Bekämpfung grundsätzlich geändert zu haben scheinen und die Art, wie über sie berichtet wird, nun eine andere ist. War die Strategie zunächst „flatten the curve“, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, so scheint nun ZeroCovid das Ziel zu sein, also die Verhinderung von Infektionen!? Entsprechend orientiert man sich z.B. in der Berichterstattung nicht mehr an den Todesfällen, sondern an der Zahl der „Neuinfektionen“ (genauer: der positiv Getesteten). 

Man merkt Monsieur Toussaint an, wie absurd er die Situation empfindet und wie er damit kämpft, das Unverständnis über die aus seiner Sicht völlig klaren Zahlen auszuräumen. Und umgekehrt sieht man die Fassungslosigkeit des Moderators, der immer wieder darauf hinweist, dass aber doch Politik und Medien etwas völlig anderes berichten. Darüber jedenfalls sind sich beide einig. 

Erstaunen auch in England

Ron Daniels ist Intensivmediziner in Birmingham. Auch Birmingham hat es im März und April hart getroffen. Er berichtet darüber eindringlich. Spätestens ab Mitte Mai gingen die Zahlen kontinuierlich zurück. Das betraf gleichermaßen die Zahl der positiv Getesteten wie die der Verstorbenen. Nun steigen die „Infektionszahlen“ wieder an und wir sehen, was sich auch in Frankreich und Deutschland zeigt. Ron Daniels bestätigt vor allem für Birmingham, dass dort  besorgniserregenden Zustände weder vorliegen noch abzeichnen. Das alles, obwohl die Pubs seit Wochen offen sind und es keine Maskenpflicht gab. 

Besondere Aufmerksamkeit verdienen nach Daniels die Anzahl der Hospitalisierungen. Sie sind deshalb so wichtig, weil sie die Lage der Pandemie am besten beschreiben – der Tod von schwer Erkrankten (auf Intensivstationen) lässt sich zeitlich schlecht zuordnen, während der Krankheitsverlauf, der zu einer Behandlung im Krankenhaus nötigt, zeitlich gut abgeschätzt werden kann.  

Spanisch kann ich leider auch nicht...

… aber es gibt ja Untertitel und damit wird’s wirklich erstaunlich. Eigentlich nur zum Kopfschütteln. Ein Arzt vom Hospital de El Escorial in Madrid soll bestätigen, wie schlimm die Sache steht. Nur der versteht gar nicht, was überhaupt gemeint ist. Die Nachrichtenmoderatorin weiß sich schließlich nicht mehr zu helfen und übergibt an den Kollegen „Experten“, der den Augenzeugen aufgeregt davon überzeugen will, dass er endlich bestätigt, was der Fall sein soll. Das Ganze wirkt wie „Ich sehe was, was Du nicht siehst“. Alle sehen etwas, nur der Zeuge im Klinikum sieht einfach nichts. Er kann offenbar nicht bestätigen, dass die Lage so ist, wie die Hintergrundbilder, die ins Interview reingespielt werden, es zeigen, nämlich katastrophal. 

Alles Covidiotie?

Welchen Reim sollen wir uns darauf machen? Natürlich können sich Jean-François Toussant, Ron Daniels und Luis de Benito irren. Auch in Frankreich, England und Spanien gibt es viele Fachleute, die es so sehen wie Christian Drosten und Melanie Brinkmann. Aber es gibt eben auch die Tegnells, die Allerberger, Sprenger und Ioannidis … die Bhaktis und Wodargs. Das sind keine Verschwörungstheoretiker und keine Corona-Leugner. Wer Ron Daniels so nennt, muss einfach nicht zugehört haben. 

Die Wissenschaft ist sich einfach nicht so einig wie es meist dargestellt wird. Ich kann nicht entscheiden, wer recht hat. Ich will nur, dass wir über die unterschiedlichen Einschätzungen informiert werden und bei so einschneidenden Massnahmen mehr als eine Sicht geltend gemacht werden kann. Wenn das Covidiotie ist, bekenne ich mich schuldig. 

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